China 12.08. – 13.08.2005

Am Anfang letzter Woche hatte ich ja einen Studenten überfallsmäßig gefragt, ob er mit mir nach Xi’an reisen und da mein Reiseführer sein will. Da war er schon einverstanden, hat Zug und Flugverbindungen gesucht. Wie ich dann gesagt habe, er solle zwei Flugtickets, für ihn und mich, bestellen, war er schon überrascht. Er hat sich dann aus dem Internet ausgezeichnet auf die Reise vorbereitet. Ich hatte ja gedacht, das muß ich selbst mit meinem Reiseführer und Internet übernehmen, wie er mir aber die Liste gezeigt hat, welche Sehenswürdigkeiten es alles gibt, habe ich meine eigene Suchaktivität eingestellt. Er hat nicht nur die einzelnen Plätze herausgesucht, auch überall den Eintrittspreis, Busverbindung da hin und eine geschickte Route geplant, mit der man möglichst viel abarbeiten kann.

So haben wir am Freitag Vormittag noch ein paar Versuche gemacht und sind dann bald am Nachmittag losgezogen, mit dem Bus zum Flughafen und von da in einer Stunde nach Xi’An. Da hat er auch gewusst, mit welchem Bus man in die Stadt kommt. Die Dame von dem Busunternehmen war auch recht geschäftstüchtig und hat uns in Xi’An auch gleich ein Hotel vermittelt. Ob es nun wirklich das günstigste war, weiß ich nicht; so schnell hätten wir aber keines für den Preis in so zentraler Lage. Für das Doppelzimmer haben wir zusammen knapp 14 Euro die Nacht gezahlt. Das Zimmer war aber Economy-Class, d.h. ohne Fenster aber sonst recht hoher Standard.

Wir sind an dem Abend noch etwas in der Stadt gebummelt, v.a. in der Touristen-Einkaufsstraße und haben da auch zu Abend gegessen. Gegrillte Spieße in dem Restaurant rechts sollen für die Stadt sehr berühmt sein. Das wollten wir also probieren. Wir haben irgendwo hinten einen Platz bekommen, der Tisch war auch recht schmuddelig. Man kann da nicht einfach so bestellen, sondern es läuft jemand mit einem Tablett voll Spießchen durch, und da nimmt man sich eine Hand voll. Da wir so weit hinten waren, kamen wir am Anfang immer zu kurz. – Wir haben gesehen, wie andere gemault haben, dass sie wieder nichts bekommen haben. Da hat der Austräger einfach von den Spießen, die er einem anderen gerade auf den Teller gelegt hat welche weggenommen und dem Mauler gegeben, was dem gar nichts ausgemacht hat. Wir haben beschlossen, wir halten uns schön ruhig, bis wir richtig an die Reihe kommen. In Chengdu sind auch die billigsten Restaurants sauberer als dieses doch recht renommierte Gasthaus. Geschmeckt hat es aber wirklich recht gut; ähnliche gegrillte Spieße esse ich ja auch hier in Chengdu oft am Straßenrand und mag sie immer recht gern. Interessant war die Abrechnung: Je nach Preisklasse sind die Fleischstücke auf unterschiedliche Stäbe aufgespießt. Ich hatte gedacht, ich muß da sortieren, das braucht es aber gar nicht, die Stäbe sind nämlich auch unterschiedlich lang und sortieren sich so fast von alleine. Die Kellnerin hat auch keine Probleme, das Bündel fettiger, abgelutschter Spieße wie Mikadostäbe in die Hand zu nehmen. – Die Papierservietten wurden zusätzlich berechnet. Das war also schon ein eindrucksvolles Essen.

Wir sind dann noch etwas weiter gebummelt. In einen Teeladen haben wir hineingeschaut und sind gleich eingeladen worden, Tee zu trinken. Da war der grüne Tee nun wirklich professionell gemacht und hat os auch geschmeckt. Wie ich mich als Teekenner geoutet habe, bekamen wir noch mehrere Sorten angeboten, und der Mann hat sich lange mit dem Studenten unterhalten, vieles wurde mir übersetzt. Es war sehr angenehm. – Etwas weiter gab es ein Museum , ein Herrscherhaus im traditionellen Stil, darin auch Schattentheater. Da der Student aber seinen Studentenausweis an dem Tag nicht dabei hatte, sind wir da noch nicht hinein. Irgendwo haben wir auch eine deutsche Reisegruppe getroffen, die gerade in einer Apotheke waren und da etwas über die traditionelle chinesische Medizin erfahren haben. Da habe ich mitgehört; sehr viel war es aber nicht.

Die Stadt ist so wirklich schön angelegt/ gewachsen und erhalten und hat echt chinesisches Flair. In der Mitte ist ein recht großer Platz, auf dem man sitzen oder im Rasen liegen kann. Viele Leute scheinen da auch übernachtet zu haben. – Aber auch Neubauten, die in manchen Bereichen entlang der Stadtmauer entstehen, werden in sehr chinesischem Stil gebaut. Das gibt es in Chengdu tatsächlich fast nicht.

Zwischen 11 und 12 in der Nacht sind wir dann in unser Hotelzimmer, haben uns frisch gemacht und sind ins Bett gegangen.

Der nächste Tag fing schon früh an, um ½ 7 Uhr sind wir aufgestanden, haben irgendwo ein kleines Frühstück gesucht (hat nicht so besonders geschmeckt, war aber recht sauber) und haben uns dann auf den Weg zur Terracotta-Armee gemacht. Die ist gute 30 km außerhalb der Stadt. Der Student wusste die Busverbindung, auch, dass man am besten ein Tagesticket löst, weil wir auf der Strecke noch mehr ansehen. – Da angekommen sagte der Student, ihm sei heute schon die ganze Fahrt lang nicht wohl, er muß seinen „Magen ausspülen“; da waren sicher die Spieße gestern nicht gut. Ich musste ja ein bisschen schmunzeln, weil mir das nichts ausgemacht hat. Der Eintritt zum Museum war schon seht teuer, hat sich aber gelohnt. Die Krieger sind, wie die echten Armeen da, in drei Flügeln, drei Gruben angeordnet. Die erste Grube hat am meisten Krieger und ist am eindrucksvollsten. – Allerdings, wie wir da gerade am schauen waren, hat es sich in meinem Gedärm gerührt, mir wurde übel und ich habe schnell ein Klo gebraucht. Papier hatte ich zum Glück dabei, und dann kam ich auch mit dem chinesischen Klo zurecht. Irgendetwas war wohl doch mit den Spießen vom Vortag.

Wir haben dann die zweite Grube angeschaut, die beiden berühmten Quadrilen, Streitwägen mit Pferdegespannen, etwa halblebensgroß aus Bronze, die da auch gefunden wurden. Die dritte Grube war das Hauptquartier und hat am wenigsten Figuren. Die Krieger haben schon wirklich alle sehr individuelle  Gesichter; die Köpfe waren in den Kragen auch nur eingesteckt. Rumpf/ Kleidung sollen mehr Standardformen sein, es gibt aber auch viele Unterschiede, nicht nur die Rangordnung der Leute.
Als Souvenir kann man sie dann auch kaufen. Das habe ich gemacht und bin trotz Begleitung recht geneppt worden. Aber was soll’s: für das Schächtelchen mit 4 Mann und Pferd habe ich ca. 1.50 € gezahlt; auch bei 0.50 € hätte der Verkäufer noch Gewinn gemacht. Die Art, wie man mich ausnehmen wollte, war aber schon wieder dreist.

Danach sind wir weiter zum Mausoleum des Kaisers Qin Shi Huan, zu dem auch die Armee gehört. Das ist nur ein Erdhügel, einige Kilometer weiter Richtung Stadt. Laut Beschreibung muß darin ja ein wunderbarer Palast gebaut sein, Nachbildungen von Palästen, Pavillons, Decken mit Gestirnen, die Flüsse des Landes, Ozeane aus Quecksilber nachgemacht und durch eine Mechanik in Bewegung versetzt. Das alles ist aber noch nicht erschlossen. Damit wir den Eintritt nicht ganz um sonst gezahlt haben, sind wir bei sengender Hitze noch etwas durch den Park gebummelt. Der war ja schon recht schön, aber auch nicht so üppig. Trotzdem war es eine gute Entscheidung.
Wie wir nämlich dann gerade gehen wollten, wurde gerade für eine historische Aufführung aufgebaut. Da war der Student überrascht, die hätte nach seiner Information einige Stunden eher sein sollen. So haben wir das auch noch mitbekommen und der Eintritt hat sich gelohnt.

Wir haben knapp Mittag gegessen und haben dann die heißen Quelle von Huaqing angesehen. Hier hatten der Kaiser, seine Frauen, Konkubinen, Söhne und hohe Beamte jeder extra Bäder. Das vom Kaiser war natürlich das größte und längste, konnte mir aber trotzdem nicht so recht imponieren. Auch von der heißen Quelle (42°C oder so) hat man nicht so viel gemerkt. Hineinfassen konnte man nicht, und an dem Tag war es so heiß, dass man da keinen Dampf aufsteigen sah. Bäder und Massagen könnte man nehmen, hätte aber extra gekostet. Einen wunderschönen Park gab es – und dann gewaltiges Donnerrollen, aber keinen Regen.

Das war so weit das Programm von dem Tag. Eine Position, die der Student ausgesucht hat, die Ruinen einer Stadt, konnten wir nicht ansehen, das lag nicht auf der Route des Busses, wäre auch so zu viel geworden.

Wir sind dann ins Hotel, haben uns frisch gemacht und haben dann zu Abend gegessen. Wieder waren wir in einen Renommier-Restaurant mit lokalen Spezialitäten. Hier war die Spezialität eine eingebrockte Brotsuppe. Das Brot, zwei nicht aufgegangene Weißbrot-Fladen musste man selber in winzige Bröckelchen zupfen, dann wurde es auf einem nummerierten Tablett in die Küche gegeben und die Brühe mit Fleisch drauf geschöpft; man bekam sicher seinen Teller wieder. Es hat nicht schlecht geschmeckt, das vorherige Restaurant war aber sauber dagegen. Bieg gab es vom Faß, das hat aber nicht geschmeckt.

Danach waren wir in dem einen Museum, das wir am ersten Tag nicht angesehen haben. Nur für uns beide hat man ein kleines Schattentheater gespielt, gesungen und musiziert. (Die Photos an dem Abend habe ich mit meiner alten Nikon Coolpix gemacht) Das war aber nur so ein Vorführstück. Ich will schon mal ein richtiges, von mehreren Personen gespieltes sehen. Man hat so noch das Haus und Einrichtung ansehen können. Diese hohen Beamten haben nicht schlecht gelebt, waren anscheinend auch bis ins frühe 20. Jahrhundert im Amt.

Posted on: 13. August 2005Manfred Maitz