China 05.11. – 11.11.2004

Mit dem Kauf einer Antivirus-Software wollte ich ja eigentlich billig sein. Den Norton habe ich legal gekauft, er ist hie rin Hongkong auch wirklich 10 EUR billiger als bei uns. Ich habe ihn installiert, und er lief auch gut, doch hat er meine Festplatten (einschließlich der Jumbo-Platte) auch über Nacht nicht geschafft zu scannen. So bringt es nichts für mich. Ich bin noch einmal losgezogen und habe ein recht unbekanntes Programm, NOD32, das aber beste Empfehlungen hat (habe es im Internet auch nachgeprüft) gekauft. Das läuft auch wirklich flott – und hat auch gleich in vier eingehenden e-Mails einen Virus gefunden, da war ich wirklich überrascht (die Mails waren aber auch so offensichtliche Viren-Mails, ich hätte sie nicht geöffnet). Für die beiden Programme habe ich nun aber doch mehr gezahlt, als eines bei uns gekostet hätte.

Am Freitag war dann die Reise nach Chengdu. Alles lief tadellos. Mit der Fähre bin ich von Hongkong nach Shenzhen Flughafen übergesetzt (der Bustransfer zum von der Fähre zum Flughafen ist im Preis eingeschlossen und perfekt organisiert). Der Grenzübergang war kein Problem, für die Laborausrüstung hat sich niemand interessiert. Für den Flug mit China Air bekomme ich sogar Lufthansa Meilen. In Chengdu wurde ich am Flughafen abgeholt und zu meiner Wohnung gebracht. Etwas lachen musste ich schon, sie haben sich ein neues Auto zugelegt, das sie mir stolz vorführen wollten, sie haben es aber am Flughafen bestimmt eine halbe Stunde lang nicht gefunden.

In Chengdu bin ich wieder in meiner alten Wohnung. Es wohnt jetzt noch ein chinesischer Herzchirurg in Ruhestand mit seiner Frau im anderen Zimmer. Huang Nan konnte ihn für ein Jahr in seinem Institut engagieren. Sie sind beide sehr nett; da sie aber schon ein Pärchen sind, bekomme ich viel weniger Anschluß. Sie war ein paar Tage auf einer Exkursion, da gab’s gleich viel mehr Kontakt. Aber wenn es weiter keine Probleme gibt, geht das schon.

Als ich kam und am Wochenende war Huang Nan dienstlich in Peking und musste über ein Projekt berichten. So konnte er mich da gar nicht begrüßen, es gab auch keinen Wochenendausflug. Ich bin am Samstag und Sonntag allein etwas in Richtung Stadtzentrum gegangen. Mein GPS ist da wieder Gold wert. Ich kann einfach losmarschieren, in Seitenstraßen schauen, ohne auf irgendetwas achten zu müssen. Wenn ich zurück will, schalte ich einfach das Gerät ein und lasse mir die Richtung zu meiner Wohnung anzeigen. Da finde ich garantiert und ohne Hilfe heim. Es war wirklich eine der besten Investitionen, die ich gemacht habe.

Sehr geändert hat sich Chengdu nicht. Vielleicht gibt es mehr Autos. Allerdings: Vor zwei Jahren hatten wir schon Gesprächsstoff, wenn wir einmal die Sonne gesehen haben; einmal hatte ich mich gewundert, ob mit meinen Augen etwas nicht in Ordnung ist, weil ich so unscharf gesehen habe, es war aber nur der Dunst in der Luft. Nun war praktisch ständig Dunst, dass man nicht weit sehen konnte. Nur gestern Nacht hat es geregnet, danach war die Luft klar. Etwas trüb ist es schon wieder geworden, das ist aber die Jahreszeit so. Deutlich kälter ist es aber auch. Jetzt kann ich aber gut glauben, dass China der größte Öl-Verbraucher ist – und alles geht ungefiltert in die Luft.

Das tägliche Leben ist immer noch sehr billig hier. In der Mensa gebe ich etwa 50 Cent für ein Mittagessen aus, und das ist reichlich. Mit noch einmal 50-60 Cent für ein paar Backwaren komme ich über den ganzen Tag. – Zweimal war ich schon von Studenten zum Essen eingeladen, außerhalb und auch in der Mensa. Auch die Preise in einem Gasthaus sind nicht wirklich teurer als die Mensa (das Gasthaus ist aber auch nicht mit einem Gasthaus bei uns zu vergleichen). Nun muß ich schauen, dass ich denen auch einmal ein Essen zahlen kann.

Am kommenden Wochenende wollen mich die Studenten auf einen Künstler- und Töpfermarkt führen, weil ich mir noch eine Tee-Tasse für hier kaufen will, und die Kollegen waren mit den Preisen vom Supermarkt nicht einverstanden. Auf dem Markt soll ich dann auch eine wirklich „authentische“ Tasse bekommen. Die Eltern von einem Studenten arbeiten anscheinend da und haben Beziehungen. Darauf freue ich mich schon, das wird auch wieder Bilder geben. – Wenn die Studenten dabei sind, werde ich auch sicher nicht so geneppt.

Am Montag ging der Ernst des Lebens los. Man wollte mir eigentlich ein recht schönes neues Büro zuweisen, da bekam ich aber keine Internet-Verbindung. Nun sitze ich mit den chinesischen Kollegen in einem recht schmuddeligen Büro- und Präparationsraum. Ich kann zwar an das lokale Netz, meistens hat das aber gar keinen Anschluß ans Internet, wenn doch, dann entweder nur chinesische Seiten oder anderes so unglaublich langsam, dass man da weder surfen, noch damit arbeiten will. Mein e-Mails bekomme ich damit gar nicht. Man hat mir eine Modem-Verbindung eingerichtet, die ist zwar auch sehr langsam, damit kann ich aber immerhin etwas arbeiten und e-Mails lesen.

In 1-2 Wochen wird das ganze Institut aber in ein neues Gebäude umziehen. Hoffentlich gibt es da nicht wieder die Probleme mit dem Netzzugang.

Sonst muss ich auch hier das Zellkultur- und biochemische Labor aufbauen. Ich habe eine Studentin zugeordnet bekommen und bin direkt für den Bereich verantwortlich. Es sind zwar schöne Geräte da, es fehlt aber einfach jedes Know-How und Verständnis. Plastik, Verbrauchsmaterialien sind fast gar nicht da. Wenn ich erwartet hatte, dass ich in ein weitgehend funktionierendes Labor komme und nur lernen muß, in welcher Schublade ich was finde, dann liege ich falsch. Aber nun bringe ich es auf die Reihe, die Kollegen hier sind auch sehr motiviert. Schockiert bin ich ja, dass vieles an Zellkultur-Plastik das 2-3fache von dem kostet, was ich in Deutschland gezahlt habe. Nur selten gibt es chinesische Anbieter. Als Begründung bekomme ich, dass Transport und Logistik so viel kosten. Die Sachen sind nun nicht „made in China“, ich wundere mich aber, wie „made in China“ Produkte dann umgedreht bei uns konkurrenzfähig sein können.

Posted on: 11. November 2004Manfred Maitz