China 12.11. – 18.11.2004

Ich rufe meine e-Mails fast nur ganz zeitig am Morgen im Institut ab, bevor die anderen da sind, in der langen Mittagspause und am Abend ab. Ich muß sie ja über die Telefonleitung herunterladen, und für das ganze Büro mit sechs Arbeitsplätzen gibt es gerade einmal einen Telefonanschluß, den ich da leicht eine Stunde lang blockiere. Aber was soll ich machen, das Uni-Netz läuft zwar inzwischen auch auf meinem Rechner recht schnell, es ist aber auf Seiten aus China beschränkt. Der einzige leichte Blick nach außen ist www.yahoo.com.cn. Da kann man suchen, kann die Ergebnisse aber nicht aufrufen, das sind ja Links nach außen. Ich glaube ja schon, dass das mehr hemmt, als schützt. Immerhin, ganz abgeschnitten vom Wissen vom Rest der Welt sind sie dann doch nicht: Sie haben einen Zugang zu allen Elsevier Zeitschriften gekauft. Das läuft dann natürlich auch nur über einen Relais-Server und die Seitengestaltung ist etwas anders, aber es funktioniert gut. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dieser Relais-Server nach 18 Uhr nur noch mit 10% der Leistung arbeitet. Da ist es dann wirklich ein Trauerspiel, um einen Artikel mit einem MB zu laden braucht man da auch mal 10-15 Minuten. – Einen Zugang zu ISI Datenbanken haben sie auch. Das ist etwas ganz feines, aber auch zur regulären Arbeitszeit langsam. – Leider ist Pubmed, meine wichtigste Literatur-Datenbank zur Zeit kaum verfügbar.

Heute kamen die CDs von meinem Blumengießer. Ich habe gleich das wichtigste installiert, und es funktioniert auch gut. Nun fühle ich mich wieder wohl. Ich kann auf die gut 2000 Zeitschriftenartikel, die ich virtuell dabei habe, zugreifen und zitieren, kann die Daten von Rossendorf auswerten, Graphiken und Statistiken machen. Außeldem habe ich keine Auslede mehl, wenn ich mich vol dem Chinesisch lehlnen dlücke.

HuangLongXiLetztes Wochenende am Samstag waren mein Wohnungskollege mit Frau und ich vom Institutsdirektor auf eine Tour eingeladen. Das hat Huang Nan ja schon beim letzten Aufenthalt jedes Wochenende so gemacht. Dieses Mal waren wir in Huang Long Xi, der einen alten Stadt, wo ich vor zwei Jahren mit den Studenten war, und wo es mir so sehr gut gefallen hat. Mein Photo mit Kamel ist da gemacht, auch den Geist im roten Mantel mit Schwert habe ich da gekauft. Es war auch dieses Mal wieder schön, allerdings war es kälter, und wir hatten weniger Zeit. Es war jetzt ja nur einen Eintages-Tour, während wir das letzte Mal zwei Tage unterwegs waren. Die Stadt ist aber schon wirklich sehr schön. Falls mich das Schwesterl und Werner besuchen, sollten wir da schon auch noch hin. Allerdings ist es Luftlinie 50km weg, da braucht man schon einen Bus und einen Führer.

Und am Sonntag war ich dann, wie schon angekündigt mit ein paar Studenten auf dem Song Xiang Qiao KunstmaArt market in Chengdurkt. Der eine Student kennt sich anscheinend mit Kunst und Antiquitäten etwas aus, wie ich verstanden habe sind seine Eltern in der Branche. Er hat mir schon gleich einen Flyer über die traditionelle Töpferei hier mitgebracht, wo auch ein bisschen was auf englisch steht. Da hatte ich gedacht, wir gehen jetzt zu einem Factory-Outlet Laden von so einer Fabrik. Wir waren aber doch auf einem „normalen“ Kunst- und Antiquitäten Trödelmarkt. Mir har er sehr gut gefallen. Es gibt schon viel Zeug, was man kaufen könnte und nicht braucht. Hier können wieder überraschend viele Leute englisch, es gibt aber auch einen Übersetzer , der herumläuft und da ist, wenn er gerade gebraucht wird. Wenn ich es richtig verstanden habe, war er sogar kurz vorher (als Original?) im Fernsehen vorgestellt. Beim Tassenkauf hat er uns dann noch beraten. Um die TInterpreter on the art market in Chengduassen ging es ja. Ich wollte mir noch so eine Tasse mit Seier drin kaufen, dass ich eine im Institut und eine in der Wohnung habe. Da war dann auch ein Stand, der zwar auch solche Tassen, aber auch sehr viele Kannen hat. Kannen, hat der Student gemeint sind natürlich das viel bessere, haben bessere Qualität. Ich fand sie ja alle recht klein, aber das muß so sein. Mir hätte dann schon auch etwas gefallen, mit einer dezenten Verzierung, Schrift oder Blümchen darauf. Der Student hat jede Kanne, die ich ausgesucht habe ganz genau angeschaut, und gemeint, hier ist der Ton nicht gut, die Oberfläche ist zu rau und ungleichmäßig, oder der Ton ist unnatürlich hell, oder die Schrift ist maschinell und nicht von Hand eingeritzt. Er hat zu ganz nüchternen Kannen tendiert, ohne Motiv, mit gleichmäßiger glatter Oberfläche und nur einer interessanten Form, z.B. dreieckig, Tea pot   oder sonst wie. Eine, die aussah, als hätte sie einen grünen Weihnachtsspray abbekommen, hat ihm auch noch gefallen. Ich wollte ja nicht ganz gegen seine Führungsqualitäten verstoßen, und habe für etwa 8 Euro diese hier gekauft (das Taschenmesser ist als Größenmaßstab). Von den netten Tassen hätte ich ja 1-2 als Dreingabe bekommen, ich wollte aber gleich zehn, dafür musste ich dann doch insgesamt noch einen Euro zahlen. Den Untersetzer hat mir der Student dann noch aus seinem Privat-Fundus geschenkt. Damit aber nicht genug, wir kamen aTea potn noch einem Laden mit Teegeschirr vorbei, und ich hatte noch Interesse. Wieder habe ich keine große Tasse gekauft, sondern wollte so eine Grüntee-Tasse, wo der Deckel die Teeblätter zurück hält. Ich bin wieder auf die mit eingravierten Schriftzeichen abgefahren, er hat mir aber abgeraten, so habe ich die hier rechts gekauft. Es hat mir auch noch wer bestätigt, dass die guten Tassen keine Verzierung haben. Zu Hause habe ich meine Erwerbungen dann ausprobiert. Es iMao's little red bookst, wie ich es eigentlich erwartet habe: Die Kanne macht nur Sauerei, und die Grüntee-Tasse ist schon wirklich recht klein. Vielleicht gehe ich einmal allein auf diesen Markt einkaufen.

Sonst haben wir noch viel auf dem Markt angeschaut. Ich habe auch wirklich vielerlei gesehen, war zum Beispiel überrascht, dass es einen ganzen Stand mit Mao-Bibeln gibt. Der Student hat dagegen an jedem Stand nur die Jade -Gegenstände angeschaut, kritisch begutachtet und gemeint, das ist gute Jade, das ist schlechte Jade, da stimmt die Farbe nicht, das ist wahrscheinlich eine Fälschung. Jeden Stein hat er in die Hand genommen und gefühlt, wie glatt er ist. Selbst trägt er auch einen rohen Stein an einer Schnur um den Hals. Ich habe gelesen, das bringt Glück, man muß ihn aber wirklich ständig am Körper haben. Mehr ihm zuliebe hätte ich dann ja auch fast so einen Stein gekauft, einen kleinen, ungeschliffenen mit ein paar orangen Verunreinigungen drin, die ihn interessanter, auch wertvoller machen. Für mich hat er trotzdem mehr wie ein blassgrüner Feuerstein ausgesehen, und bald hätte ich ihn auch für nichts anderes gehalten. Wie ich den Preis gehört habe, ich glaube 5 Euro, habe ich es bleiben lassen. Das war’s mir dann wirklich nicht wert.

Gemälde haben wir auf dem Markt dann auch angeschaut. Schon vorher habe ich zwei schwarz-weiße gesehen, die mir sehr gut gefallen haben. Sie sind offensichtlich auch schon alt. Wir sind dann noch einmal zurück gegangen und haben nach dem Preis gefragt. Dann habe ich nur Photos daPaintingvon gemacht (links uZhong kuind rechts). Es waren schon echte Antiquitätenpreise, offensichtlich merke auch ich den Unterschied zu den neuen Gemälden, die es sonst noch zu sehen gab. Chinese paintingRooster Painting

Mein Zhong Kui, der Ritter mit rotem Mantel ist ein sehr beliebtes Motiv (auch bei westlichen Touristen, hat man mir gesagt). Ich habe ihn bestimmt ein halbes Dutzend mal gesehen, in sehr verschiedenen Aufmachungen. Meiner gefällt mir aber immer noch am besten, er ist so schwungvoll gemalt und hat ein so kräftiges Rot. Der hier ist noch der schönste, den ich  gesehen habe.

Von den neuen Bildern sehr gut gefallen hat mir auch noch dieser Gockel, eigentlich das einzige, was mir wirklich imponiert hat.

Ein Laden hat Kunst-Postkarten seiner Bilder an das Fenster geklebt. Da wollte ich welche haben, der Laden war aber zu und hat nur eine Telephonnummer hinterlassen. Wir haben da angerufen, es hieß aber, sie verkaufen keine Karten, nur die Bilder. Nun, damit haben wir uns zufrieden gegeben, sind weitergelaufen und haben halt so nach Kunst-Karten geschaut. Ich hätte auch recht ordentliche gefunden, die wollte der Verkäufer mir aber nicht verkaufen, sondern hat gewaltig geschimpft und uns weggeschickt. Ich habe dann erfahren: er hat zuerst einen niedrigeren Preis gesagt und dann (vielleicht, wie er gesehen hat, dass ich sie will) mehr Geld nehmen wollen. Damit waren die Studenten nicht einverstanden, und er wollte nicht handeln. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. – Kurze Zeit später rief die eine Ladenbesitzerin an Handy vom einen Studenten an, sie ist jetzt im Laden und hat doch Postkarten, ob wir noch Interesse haben. Wir sind hin, und sie hat erklärt, sie sind nicht zum Verkauf, sie hat nur noch zwei Sets. Wenn ich will, würde sie mir eines schenken. Das habe ich auch gerne angenommen, weil sie mir wirklich gut gefallen.

So, das war’s vom Vergnügen. Gearbeitet habe ich natürlich auch. Für meine Amerikaner habe ich einen Projektverschlag geschrieben, und auch schon so weit eine Zusage bekommen. Das tut nicht nur den Kollegen hier gut, ich kann auch für mich ein halbes Jahr meine deutschen Unkosten decken.

Sonst bin ich dabei, die Zellkultur hier zum Laufen zu bringen. Ich habe eine Menge Plastik und ein bisschen sonstiges Verbrauchsmaterial gekauft. Eigentlich haben sie ja schon ein Zellkultur- und biochemisches Labor. Alles ist aber unheimlich unpraktisch angeordnet. So ist der Autoklav einen langen Gang vom eigentlichen Zellkultur-Bereich entfernt (das mag ja noch angehen). Die sterile Werkbank ist in einem Reinraum untergebracht, man muß einen Reinraum-Anzug anziehen, wenn man da hinein will und muß durch ein Schleusensystem mit sechs (!) Türen, bis man dann wirklich etwas machen kann. Wäre es nun in irgendeiner Weise ein Sicherheitslabor, wäre das noch zu verstehen. Es ist aber nicht geplant, hier genetisch zu arbeiten, es wäre auch nicht zulässig: im Reinraum herrscht Überdruck gegenüber außen, und die Werkbank hat sogar nur Produktschutz und bläst einem an sonsten alles entgegen. Der CO2 Inkubator ist auch außerhalb vom Reinraum .  – Ich habe mich dann daran gemacht, alles was da in der Sterilbank abgestellt war herauszuräumen und den Arbeitsplatz mit Alkohol auszuwischen, wie ich es aus einer ganzen Reihe Zellkultur-Labors kenne. Da musste ich schon gleich erleben, dass die Frontscheibe der Werkbank keinen Alkohol verträgt; der Lack vermutlich auch nicht, aber da fällt’s nicht so auf. Das ist schon peinlich. Die Luft wird in dem Reinraum zwar viel umgewälzt, aber fast nicht ausgetauscht. In dem kleinen Kabuff hat man gleich eine gewaltige Alkohol-Konzentration in der Luft. – Es gibt da drin übrigens (bisher) keinen Abfall-Behälter und auch kein Regal oder sonstigen Stellplatz. Man soll wohl seine Sachen, wenn man sie nicht gerade in der sterilen Werkbank hat auf den Fußboden stellen.

Dann weiCentrifugeter: die eine Zentrifuge, ein schon älteres Modell, aber was soll’s, solange sie mehr zentrifugiert als aufschüttelt, steht nicht um Zellkulturlabor, auch nicht einfach außerhalb, sondern in einem anderen Teil des Gebäudes im biochemischen Labor, das ist auch ein Reinraum. Wenn es sich also nicht vermeiden lässt, soll man also seinen Zellen im Röhrchen vom einen Reinraum ausschleusen, seinen Reinrau Biochemical laboratory in Chengdum-Anzug ausziehen, quer über das Gelände gehen, die Röhrchen und sich selbst im anderen Reinraum einschleusen (dafür braucht man wieder einen Reinraum-Anzug), dann kann man 5 Minuten lang zentrifugieren und wieder zurück laufen. Nun ist es sicher eine Frage der Not und Ökonomie, dass es (bisher?) nur eine Zentrifuge gibt. Aber wer plant Zellkultur und Biochemie in Reinräumen? (Das Bild ist von vor zwei Jahren).

Mit dem Autoklaven, den sie gekauft haben, kann man leider keine Flüssigkeiten autoklavieren. – Ich wollte Gläser autoklavieren und sie, wie gewohnt mit Alufolie abdecken. Ich habe die Studentin losgeschickt, sie soll eine im Supermarkt kaufen. Irgendwann kam sie zurück, hat gesagt, sie war in zwei Supermärkten, aber hat keine gefunden. Das wollte ich nicht glauben und bin selbst losmarschiert. Es war aber tatsächlich Fehlanzeige. Alufolie gibt es in China nicht. Ich schaue inzwischen in jedem Supermarkt, es gibt PE Folie von verschiedenen Firmen in verschiedener Qualität, aber keine Alufolie. Das hatte ich wieder nicht für möglich gehalten.

Das Wetter ist nach dem einen Regen sogar recht schön geworden. Man sieht öfter mal die Sonne, und es gibt auch blauen Himmel. Fast hätte ich sogar einmal die Sonnenbrille aufgesetzt. Etwas Dunst ist aber immer in der Luft.

Posted on: 18. November 2004Manfred Maitz