China 17.02. – 28.01.2005
Ich habe mir für das Internet-Telefonieren letzte Woche in der Stadt ein Headset zugelegt, also Kopfhörer mit Mikrophon. Das ist deutlich besser als das winzig keine Mikrophon. Den Kopfhörer nehme ich auch in der Wohnung recht gern zum Hans-Günter oder Tonband hören, er hält die Ohren so schön warm.
Letzte Woche am Freitag waren wir Wohnung suchen. Ich bekomme ja eine subventionierte von der Uni gestellt. Da jetzt aber gleich Winterferien sind, musste aber alles noch am gleichen Tag erledigt werden. Der eine Kollege hat mir nach dem Lageplan schon zwei Wohnungen in relativ ruhiger Lage, zu so etwas wie einem Innenhof ausgesucht. Die erste Wohnung war im Erdgeschoß, nicht besonders sauber, auch nicht sehr schmutzig, relativ dunkel. Die zweite Wohnung war unter dem Dach. Die war extrem schmutzig, der Vormieter hat ein paar alte Polstermöbel da gelassen, die haben gestunken, dass es mich schon etwas gehoben hat. Poster von Pin-up Girls haben an der Wand geklebt. So Sachen kann man ja im Prinzip noch herrichten lassen; eine Wand beim Balkon hatte aber auch Wasserschäden, da kommt es wohl vom Dach nass rein. Damit schied die Wohnung definitiv aus. Beide Wohnungen hatten etwa 50 m2, was mir eigentlich zu groß ist (ich darf ja auch am Ende des Jahres nur 20kg Gepäck haben), Boden war bei beiden der reine Estrich ohne was drauf. Das Klo hatte in beiden Wohnungen eine vernünftige Kloschüssel. Im Klo duscht man auch, eine extra Duschwanne gibt es nicht, der Raum ist klein genug. Badewanne gibt es auch nicht, eigentlich auch kein Bad. Man wäscht sich in der Küche. Das scheint sowieso üblich zu sein, die Chinesen, mit denen ich hier in der Wohnung bin tun auch in der Küche ihre Morgenwäsche machen und Zähne putzen.
Nachdem es die beiden Wohnungen nicht waren, sind wir wieder zum Uni-Wohnungsamt gegangen. Der Mann hat uns den Lageplan gezeigt und die Schlüssel, die noch frei sind. Das war alles sehr nah bei einer recht großen Kreuzung. Eine Wohnung habe ich mir angeschaut, die hat mir dann gleich recht gut gefallen. Sie ist im dritten Stock (oder so), sie war wirklich besenrein, Bad, Toilette und Böden wie bei den anderen Wohnungen auch. Ich meine, sie hat auch einen Gaskocher und einen Gas-Durchlauferhitzer. Auch die Raumaufteilung war etwas schöner als bei den anderen. Den Verkehr hört man schon ziemlich, die Fenster schließen halt noch weniger als die in Dresden.
Geklagt hatte ich, dass mir die Wohnung eigentlich immer noch zu groß ist. Da hat mir der Kollege seine Wohnung gezeigt. Sie hat gut 30 m2, ist weit ab von der Straße beim Uni-Teich. In der Art und Lage sind auch noch mehrere Wohnungen frei, ich habe sie mir angesehen. Die hätten mir so schon gefallen. Da habe ich aber keinen Gaskocher und keinen Gas-Durchlauferhitzer, das müsste ich alles kaufen. Und das Klo ist da hat nur die Mulde mit Loch im Boden. Auch das ist gleichzeitig die Dusche, das Duschwasser nimmt den gleichen Ablauf. Irgendwie faszinierend ist diese Idee ja schon. Man kann so aber keine richtige Kloschüssel installieren. Zum einen wäre dann der Platz wirklich zu klein zum Duschen, wahrscheinlich sogar zum Hose Hochziehen nach dem Geschäftchen. Zum anderen könnte das Duschwasser dann nicht ablaufen. Badewanne gibt es da ja auch nicht, auf die Dusche würde ich also nicht verzichten wollen. All dies bedenkend habe ich mich dann doch für die große Wohnung entschieden. Die kostet so um 9 € im Monat (muß ich aber für das ganze Jahr im Voraus zahlen), eine kleine wäre irgendwo zwischen 3 und 5 Euros im Monat. Das ist auch für China sehr billig; am freien Markt kosten Wohnungen etwa das zehnfache. Legt man Wissenschaftler-Gehälter zugrunde, macht die nicht-subventionierte Miete etwa 10% des Gehalts aus. Der Durchschnittsbürger von Chengdu soll weniger als 100 US$ im Monat verdienen, da geht so eine Wohnung dann nicht.
Ein bisschen hergerichtet werden muß die jetzige Wohnung schon noch. Ich denke, Mitte Februar, oder so um den 20. werde ich dann einziehen. Ich weiß auch nicht, ob ich Sachen von der jetzigen Wohnung dorthin nehmen kann – eigentlich habe ich vor zwei Jahren ja z.B. die Matratze gekauft. Andererseits zahle ich hier weder Miete noch Nebenkosten, da werde ich auf nichts bestehen. Telephonanschluß/ Möglichkeit für schnelles Internet muß ich noch einmal nachschauen.
Leider lief diese ganze Wohnungssuche so schnell, dass ich da keine Photos von den verschiedenen Wohnungen machen konnte. Das wäre eigentlich schon interessant und dokumentationswürdig gewesen. Auch von der jetzigen Wohnung habe ich noch keine Bilder gemacht, war nach der Besichtigung auch noch gar nicht drin.
Meine Krankenversicherung wurde am Freitag auch abgeschlossen. Ich musste eine Menge Unterschriften leisten, ohne zu wissen, was ich unterschreibe. Ein Girokonto, oder zumindest ein Sparbuch (falls es da einen Unterschied gibt) habe ich auch eröffnet. Das brauche ich für die Versicherung und für das Gehalt wahrscheinlich auch. Wie ich es sehe, habe ich nur ein Büchlein und kein Kärtchen, vielleicht kommt das aber noch. Gespannt bin ich sowieso, ob ich da zurecht komme. Wenn es Überweisungs-Aufträge gibt, und alles steht da nur in chinesisch.
Am Samstag war ich dann in der Stadt, etwas einkaufen und so ein bisschen bummeln. Vor allem habe ich mir eben den Kopfhörer gekauft. So kenne ich die Stadt ja inzwischen, es kann mich nicht mehr so viel überraschen. Eigentlich wollte ich mir noch eine warme Vlies-Jacke kaufen, die sind nicht teuer, sehr leicht und gut warm (ich habe nur die Windstopper-Jacke dabei, keinen Anorak, weil es bei der Abreise in Deutschland so warm war). Da habe ich aber dieses Mal keine gesehen, im Dezember gab es noch viele.
Am Sonntag wollte ich erst gar nicht hinaus, hätte nur den ganzen Tag Hans Günter Martens-Sendungen gehört und geschnitten und Chinesisch gelernt und sonst wie gebummelt. Das Wetter war aber so schön und ich habe mir gesagt, zum Verbummeln ist der Aufenthalt hier zu schade. So bin ich zum Wangjianglou Park gefahren, den man mir das letzte Mal im Vorbeifahren gezeigt hat, und den ich in meinem GPS-Gerät abgespeichert habe. Ein paar Buslinien hat mein Satellit ja auch schon gelernt, da hatte ich die erste noch sehr gezielt aussuchen können, der Rest war mehr Glückssache. Mein erster Anschlussbus hat nicht gepasst, der zweite war dagegen sehr gut. Der Park war sehr schön, aber wirklich nur Park am Fluß, ohne Tempel. Eine berühmte Dichterin der Tang Dynastie, Xue Tao, hat da einmal gewohnt. Der Park war ein bisschen Rummelplatz-mäßig, mit Karussell, etwas wie einer Achterbahn, wo man aber selber treten muß – Loopings gibt es auch nicht dabei. Sonst ist es einfach ein Erholungs- oder Kurpark. Es gibt Plätze zum Karten oder Mahjong spielen, man kann sich photographieren lassen – der Junge musste sich extra auf zwei Ziegelsteine stellen, damit er nicht so viel kleiner ist als das Mädchen (seine Schwester???). Es gab auch einen Goldfisch-Teich, wo man Goldfische füttern kann, natürlich auch da eine Pagode – die war aber in einem Bereich, wo man Eintritt zahlen musste, drum war fast niemand da, dafür war das Klo da kostenlos. Es gab auch eine Gemälde-Versteigerung im Freien. Viel ist nicht gesteigert worden. Manche Bilder hätten mir schon recht gut gefallen, arg teuer ist auch nichts geworden. Trotzdem hatte ich nicht so viel Geld dabei und will mich sowieso zurückhalten. – Die Rückfahrt mit dem Bus ging auch sehr gut, obwohl ich eine ganz andere Route hatte.
Trotz Kälte und Winter blüht es hier schon, nicht nur da im Park, sondern auch an der Uni. Es sind recht blasse, gelbe Blühten. Ich kenne die Pflanze nicht. Es ist nicht sehr eindrucksvoll, aber trotzdem schön.
Am Mittwoch waren Leute aus Peking da, die für die auswärtigen Experten, wie mich, zuständig sind. Prof. Huang Nan war da schon etwas aufgeregt, dass wir auch wirklich einen guten Eindruck machen. Er ließ das Labor extra noch mal putzen usw. Ich sollte so tun, als würde ich etwas tun im Labor und dann extra herausgerufen werden. Es lief alles gut. Die Leute waren kaum eine Viertelstunde da. Es hat sie beeindruckt, dass ich schon zum fünften Mal hier bin, mir das Labor mit seinen Möglichkeiten also schon gefällt. Einige Publikationen sind aus der Zusammenarbeit ja auch schon entstanden, und jetzt habe ich das Projekt aus Amerika hier her mitgebracht.
Jetzt geht es schon sehr auf das Neujahrsfest zu. In der Stadt merke ich so eigentlich nichts. Etwas vergleichbares zu unserer Weihnachts-Dekoration gibt es nicht, auch keine typischen Artikel wie Halloween. (Vom Fasching merkt man hier auch nichts) Allerdings sind die Leute nicht mehr so fleißig, die meisten Kollegen kommen später. Es ist eine Stimmung, wie bei uns in der letzten Adventswoche oder zwischen den Jahren, wenn man auf Arbeit ist. Man muß ja zugeben, an vielen Stellen sind schon Winterferien, es gibt nur noch ein paar Sachen zum Aufarbeiten, wofür die Leute hierher kommen. (Arbeitszeit wird glaube ich generell nicht aufgeschrieben). – Schon letzten Freitag/ Samstag habe ich auf dem Campus sehr viele Leute mit einem Roll-Koffer in Richtung Ausgang gehen sehen, das wird dieses Wochenende ähnlich sein, nur dass nicht mehr so viele Leute da sind. Das Neujahrsfest ist an unserem Faschingsdienstag und Aschermittwoch.