China 04.02. – 10.02.2005

Cock painting for the year of the roosterNun beginnt das chinesische Neue Jahr des Hahns. Das Bild kennt habe ich schon einmal gezeigt, es ist aber immer noch das schönste. Ich muß es mir mal wieder life ansehen, falls es noch da ist. In der letzten Woche habe ich eigentlich gar nichts rechtes getan, dafür gibt es umso mehr zu mehr zu berichten.
Vor dem Chinesischen Neujahrsfest ging der Arbeitseifer im Institut immer mehr zurück, bei mir auch. Ich wollte ja immer noch einmal in das traditionelle Gasthaus, wo es die vielen kleinen Gerichte gibt. Ich habe den Kollegen von damals gefragt, und der hat auch noch gewusst, wo das war. Am Freitag hatte er Zeit, da sind wir am Nachmittag da hin. eating snack in ChengduDas Gasthaus ist schon wirklich wunderschön, mit einem kleinen Garten in der Mitte. Und schmecken tut es wunderbar. Dieses Mal habe ich durchgesetzt, dass ich zahlen darf, so weiß ich jetzt auch den Preis. Was man auf dem Tisch sieht, sind also zwei Portionen à 2.70 EUR, das Getränk (Tee) geht in diesem feinem Gasthaus extra. – Nun weiß mein Satellit auch, wo es dieses Essen gibt, und ich muß in Zukunft nicht mehr fragen.

Danach war es ja noch nicht Abend, so sind wir noch etwas weiter in der Stadt spazieren gegangen und haben die Gemäldegalerie angeschaut. Die eigentliche Gemäldegalerie dekoriert gerade neu (Frühlings-Kollektion oder so), es gibt aber noch eine Verkaufsausstellung. Da sind wir hinein gegangen und sehr schnell kam auch eine freundliche Dame und hat uns eine Menge zu den Bildern erzählt. Sie hat gar nicht damit gerechnet, dass wir etwas kaufen würden und hat auch nichts aufgedrängt. Manchmal war sie froh, wenn ich ihr ein paar englische Ausdrücke sagen konnte. Angefangen haben wir mit dem VIP Room mit den sehr teuren Bildern. Zwei der Landschaftsbilder haben mir besonders gut gefallen, und da habe ich auch Geschmack bewiesen, sie waren bei den teuersten. Allerdings hat mir das für 1000 EUR fast genauso gut gefallen wie das für 3200 EUR. Ich werde sie beide nicht kaufen, ein schönes Landschaftsbild, das praktisch nur schwarz-weiß-grau ist, will ich mir aber bei diesem Aufenthalt schon kaufen. Dann sind wir zu den nicht-VIP Bildern gegangen. Auch da hat mir eines gut gefallen, es hätte aber preislich auch in den anderen Raum gepasst; allerdings war es gerahmt, und das kann ich ja nicht transportieren. Sehr gut gefallen mir dann auch noch die viel mehr breiten als langen Bilder, auf denen mehrere Szenen sind. Aber auch die sind immer gerahmt und lassen sich nicht transportieren. – Ein Bild hat mir gar nicht gefallen und hätte auch 3200 EUR gekostet, weil der Künstler berühmt ist. Ich muß mehr andere Plätze mit ganz unbekannten Künstlern absuchen.

(reformed) Christian church in ChengduDanach hat mir der Kollege noch die Kirche gezeigt. Er sagt, es wäre die einzige in Chengdu. Er weiß aber nicht, ob die katholisch oder evangelisch ist. Wie ich sie mir angeschaut habe fand ich, es ist eher ein Gebetsraum als eine Kirche. Weihwasserkessel gibt es nicht, und der Altar vorne ist eigentlich auch nur ein Redepult. (Lustig sind auch die Abdeckungen der Ventilatoren.) Da habe ich schon eher an eine reformierte Kirche gedacht. Am Sonntag bin ich dann brav hingegangen. Die Messe sollte um 10 Uhr beginnen, ich war kurz nach halb 10 Uhr da, die Kirche war gerammelt voll und es wurde eifrig gesungen (das hat man über mehrere Straßen gehört). Am Pult als Vorsänger war eine Frau. Irgendwie habe ich noch einen Platz bekommen; es war sowieso ein ständiges Kommen und Gehen. Man hätte mir auch ein Gesangsbuch geliehen, aber damit konnte ich nichts anfangen. Um Zehn Uhr war dieser Gesang zu Ende und es kam eine Prozession von zwei Dutzend Ministranten und zwei Geistlichen. Die Geistlichen hatten ein schwarzes Faltenfräckchen, wie unsere evangelischen Pfarrer, aber keine weiße Schleife/ Kragen sondern eine rote Stola. Sie sind wohl doch ein bisschen etwas anderes. Vom Gottesdienst so verstanden habe ich nichts. Zwei Gebete hat das Volk gesprochen, der Rhythmus klang wie unser Vaterunser oder das Glaubensbekenntnis. Dann gab es noch eine sehr lange Predigt, die muß recht witzig gemacht gewesen sein, zumindest haben die Leute ein paar Mal gelacht. Mein Chinesisch hat aber noch nicht ausgereicht. Auch da war ein ständiges Kommen und gehen; die Leute sind auch schon beim Schlusssegen gegangen. Eine Eucharistiefeier gab es nicht. – Ich habe dann im Internet gesucht. Es muß schon noch eine katholische Kirche geben, irgendwo sah ich sogar eine grobe Beschreibung, wo die sein soll (in der Ausschreibung für ein Handelszentrum heißt es, das Grundstück wäre in der Nähe der katholischen Kirche). Richtig, römisch-katholisch wird auch das nicht sein. Die römisch-katholische Religion wird nämlich immer noch (und angeblich in den letzten Jahren sogar verstärkt) verfolgt. Es darf nun mal nicht sein, dass man ein Oberhaupt außerhalb Chinas hat. Daher gibt es hier auch eine angepasste katholische Kirche, die die Partei als Oberhaupt akzeptiert.

small restaurant with goat meat, goat hot potNun aber zurück zum Freitag. Da es dann Abend war und die Frau des Kollegen ja noch nichts gegessen hat, sind wir noch einmal essen gegangen. Dieses Mal Ziege. Das Fleisch, hauptsächlich aber Innereien und Blut gibt es in einer Brühe, wo man sich’s rausfischt, in Gewürzen wälzt und dann ißt. Das ist nun kein Luxus-Essen, aber trotzdem recht fein, und wärmen tut es auch.

Am Samstag war ich dann so in der Stadt zum Einkaufen und Bummeln. Ich war ja dreimal hintereinander mit sehr tauben Händen aufgewacht, die „klassischen“ 3 ½ Finger, also peripher und nicht von der Wirbelsäule/Nacken kommend. Zweimal war ich dabei auch vor Schmerzen wach geworden. Das fand ich ein bisschen zu oft für nur ungünstig gelegen. So musste ich nun doch etwas gegen die Kälte tun und nicht nur trotzen. Ich habe mir eine lange warme Unterwäsche für den Schlaf gekauft, das ist bei den Chinesen hier sowieso ein Renner, men sieht sie in jedem Kaufhaus und überall angeboten, wie modisch lange Unterhosen und passendes langes Unterhemd doch sein können. Es ist auch noch ein Spezialstoff, der innen stark aufgerauht ist und dadurch extra dich und isolierend ist. Ich habe für so eine Garnitur etwa 7 EUR investiert. Handschuhe habe ich auch gekauft. In einer Apotheke habe ich nach einer Rheumasalbe gesucht, auch diese kleinen roten Döschen gefunden. Lieber war mir dann aber die Lösung zum Einreiben, wo ich Inhaltsstoffe auf englisch lesen konnte. Methylsalicylat klang mir sehr vertrauenserweckend. Rheumapflaster habe ich auch noch genommen, die sind aber auf der Basis von einem braunen Pflaster, und das vertrage ich auf den Unterarmbeuger-Seite nun mal nicht. Insgesamt habe ich mit dieser Ausstattung aber alles recht gut in den Griff bekommen. – Eine Jeans habe ich mir auch noch gekauft.

Mein Chef hat für das Ende des Jahres meine Wohnungsgenossen und mich eingeladen, mit seiner Familie fein essen zu gehen . Ich bilde mir ja ein, dass er auch gesagt hat am Dienstag, jedenfalls war ich vom Dienstag ganz überzeugt. Am Montag war ich dann recht lang im Büro (das schnelle Internet ging nicht, da musste ich mich wieder mit dem Modem abplagen). Qintai Lu in ChengduAm Spätnachmittag wollte ich dann doch etwas in die Stadt zum Sightseeing. Schließlich haben im Moment ja alle Ferien. Qintai Lu in ChengduIch habe mich erinnert, dass ich mit dem Bus mal durch ein Viertel gefahren bin, das recht historisch aussah. Das wollte ich mir noch einmal ansehen. Da kam ich dann tatsächlich in ein Renommierviertel, zur Qintai Straße. Die Straße ist schön, sie hat auch viele feine Geschäfte und eine Park am einen Ende. Da bin ich geblieben, bis es dunkel wurde. Eigentlich sollte die Straße da auch kitschig bunt beleuchtet werden, das war aber nicht. Wie ich danach wieder ins Institut ging und meine frischen e-Mails aufgearbeitet habe, kam mein Chef und hat gesagt, ich hätte vergessen, was er mir vorgestern gesagt hat. Das Abendessen war an dem Tag, ich bin anscheinend gerade ein paar Minuten vorher gegangen. Man hat das ganze Uni-Gelände nach mir abgesucht. Das hat mir fürchterlich leid getan und ich habe mich entschuldigt, denke aber immer noch, man hätte Dienstag gesagt, und daran habe ich auch sehr fest gedacht. Immerhin war er nicht böse, sondern meint, es wäre seine Schuld, dass er mich nicht noch einmal daran erinnert hat. Das hängt mir nun aber nach, wenn jetzt irgendetwas ist, erinnert man mich oft daran.

Am Montag Abend war schon einiges Feuerwerk, fast so wie bei uns an Silverster/ Neujahr. Da kam ich auch ins Zweifeln, was das Ende des Jahres ist, ob ich falsche Kalenderdaten aus dem Internet habe. Es hat aber schon gestimmt. Am Dienstag Abend wollte ich dann, wie ich es vorhatte, gut essen gehen. Da hat mich das eine Restaurant gar nicht genommen, für einen einzelnen Menschen haben sie keinen Tisch frei. Ich bin woanders hingegangen, ein paar Schritte weiter, aber auch sehr gut. Da wurde ich sehr zuvorkommend bedient, die Leute haben ihr bestes Englisch zusammengekratzt, ich bekam einen großen Tisch für mich alleine (kleine waren nicht frei). Das Essen kam auch schnell und war sehr gut. Da werde ich sicher öfter hingehen.

Chinese New YearDanach haben mich meine Mitbewohner gerufen, dass ich die Silverster-Show im Fernsehen mit ansehe. Der staatliche Sender CCTV gibt dafür immer sehr viel Geld aus, und es war auch wirklich ein gutes Programm. Einige klassisch chinesische Vorstellungen, Peking-Oper, viel Gesang und einige Sketche, die ich dann nicht verstanden habe. – Schon den ganzen Abend lang gingen draußen ständig Kracher und Heuler los. Ab 21 Uhr war es kontinuierlich und hatte schon um Mitternacht und einige Zeit danach einen Höhepunkt. Ich bin hinausgegangen und habe es mir etwas angeschaut. Raketen haben sie eigentlich nicht mehr oder besser als wir, die Kracher sind aber mehr und lauter. Wenn man gerade keine Kracher neben sich gehört hat, gab es immer so etwas wie ein lautes Donnerrollen im Hintergrund. Um 1 Uhr hat das noch nicht wesentlich abgenommen. Ich habe um die Zeit auch noch Leute mit dicken Paketen Raketen und sonstigem unter dem Arm vorbeigehen sehen. Am lustigsten ist es auch hier, wenn man den Kindern beim Feuerwerk zusieht. Auch in den nächsten Nächten ging der Krach weiter, Feuerwerk wird auch noch verkauft. Ich habe mal nach den Preisen gefragt. Ein „kleineres“ Bündel Raketen kostet ca 4 EUR; so Boxen wie im Vordergrund auf dem Bild werden wohl 8-10 EUR kosten. Im Vergleich zu uns ist das glaube ich etwa 1/10. Allerdings bekommen die Leute auch nur etwa 10% des Gehalts, was wir haben, so ist das schon auch ein teures Vergnügen. – Ich habe das Gefühl, dass die Kracher alle wesentlich eher nach dem Anzünden losgehen als bei uns.

Lion Dance in Hibiscus townAm Aschermittwoch war dann nichts besonderes und ich konnte mühelos fasten und abstinent sein. Dafür war heute volles Programm. Gleich in der Früh sind wir in die historische Hibiskus-Stadt, ganz in der Nähe von hier, gefahren. Da gibt es so etwas wie ein Volksfest zum Beginn des Chinesischen Jahres. Chinese new year in Hibiscus townIch habe viel DrachentanzDragon dance in Hibiscus town und historische Gewänder gesehen. Außerdem gab es jede Menge Dinge zum Essen. Chinese New Year in Hibiscus TownAlles was mir unbekannt war, oder mich gereizt hat, hat man mir sofort gekauft. Auf dem Bild sehr Ihr z.B. wie Kaninchenrosted rabbits gegrillt werden. Ich habe aber nur einen Schlegel gegessen, der war aber sehr gut. Der Rest war viel unbekannter; das Bild vom Nudeln machen ist leider nicht so gut geworden. Garden in Hibiscus townDie Stadt ist auch sonst sehr schön, hat viele feine Parks und schöne Häuser. Im Gegensatz zu Huang Long Xi, der anderen alten Stadt, ist hier alles sehr perfekt und nach allen Regeln ausgerichtet. Es soll damit aber keine typische Sichuan Stadt sein, sondern Stile anderer Regionen und auch anderer Zeiten enthalten. Im bergigen Sichuan musste man normalerweise Kompromisse eingehen.Garden in Hibiscus town

Kaum waren wir zurück, waren wir schon bei einem anderen Kollegen zum Abendessen eingeladen. Ich weiß gar nicht, warum. Er ist in junger Wissenschaftler, Lehrer am Institut. Er hat eine sehr große, neue Wohnung, die im Kauf auch von der Uni subventioniert ist. Da sind sehr große Räume typisch. – Eine Studentin hat mir gesagt, dass alle Lehrer in neuen Wohnungen wohnen, während die (alten) Professoren wie Huang Nan oder mein Wohnungsgenosse in so alten Wohnungen sind. Auch ich hätte da eher eine Wohnung wie ein Professor. Das war ein etwas zweideutiges Kompliment.

Im Internet habe ich einen sehr großen und detailreichen Stadtplan von Chengdu gefunden, bei dem Straßen und wichtige Punkte auch englisch beschriftet sind. Den habe ich mir kachelweise heruntergeladen und zusammengesetzt. Leider geht der Plan nach Norden eigentlich nicht weiter als ich wohne, obwohl ich da schon auch manchmal hinspaziere. Dann hat es mich natürlich gereizt, den mit meinen GPS Daten zu korrelieren, was sehr leicht ging. Ich kann nun meine Wege und Wegpunkte direkt auf der Karte nachvollziehen. Dann hat es mich weiter gereizt, die Karte so zu digitalisieren und vektorisieren, dass ich sie auch auf mein GPS hochladen kann. Ich hatte mal gelesen, dass das auf Umwegen geht (ein offizielles Programm von Garmin gibt es dafür nicht), fand die Anleitung aber sehr kompliziert und habe mich nicht weiter darum gekümmert. Nun war aber der Reiz größer, und ich habe mich durchgebissen. Dazu musste ich nicht nur kapieren, wie es prinzipiell geht, ich musste auf der Karte auch jede Straße, jeden Fluß, Park usw. nachzeichnen und beschriften. Das war die Arbeit von einem guten Tag, aber jetzt habe ich es und kann so auch unterwegs wissen, wo ich gerade bin. Aufs Ausprobieren bin ich schon gespannt. Ob meine Vorlage aktuell und präzise genug war und ob meine Justierung auch gut genug war. – Eine andere, noch feiner Karte nur vom Stadtzentrum habe ich schon länger einmal gesehen, die ist von 1989 und weicht an einigen Stellen schon von der hier ab, und die hat keine Datumsangabe.

Posted on: 10. February 2005Manfred Maitz