China 11.02. – 17-02.2005
Dieses Mal gibt es nicht so viel zu berichten. Es sind zwar immer noch Winterferien und außer Huang Nan geht niemand ins Büro. Mir reicht’s aber jetzt, seit Montag gehe ich auch wieder jeden Morgen ins Büro. Allerdings gehe ich schon recht zeitig am Abend wieder und bin auch sonst nicht besonders produktiv. Ich will ein Paper über ein paar alte Rossendorf-Ergebnisse schreiben. Da arrangiere ich gerade die Daten, ein rechtes Konzept habe ich aber noch nicht, da war ich dann auch nicht so motiviert. Langsam kristallisiert sich aber etwas heraus.
Letztes Wochenende war ich mit meiner GPS-Karte noch einmal fleißig. Ich habe den, den ich nach der Internet-Karte erstellt habe mal ausprobiert. Er hat zwar so einigermaßen gepasst, dann habe ich mich aber schon gewundert, warum, die Hauptstraße, auf der der Bus gerade führt überhaupt nicht da ist. Im Stadtzentrum hat mir dann ein Straßenhändler eine neue papierene Karte mit englischer Beschriftung von Chengdu angeboten. Die habe ich ihm gleich abgekauft. Sie ist auch größer als das, was ich aus dem Internet habe. Ich habe sie im Institut abschnittsweise eingescannt und meine GPS-Karte danach überarbeitet. Das war deutlich einfacher als der Start, aber immer noch ein Haufen Arbeit. Mit Straßennamen kann man ja verzweifeln: Zum einen wechseln die Strassen hier fast an jeder Kreuzung ihren Namen, dann stimmen meine beiden Karten und noch ein winziger Ausschnitt, den es auch noch im Internet gibt, nicht überein. Da viele Straßen auch auf englisch beschriftet sind, würde das eigentlich schon Sinn machen, die auch dabei zu haben. So lasse ich es aber bleiben.
Diese Woche, nach Feierabend habe ich dann meine GPS-Karte ausprobiert. Ich habe mich in irgendeine Buslinie gesetzt und habe geschaut, wie gut er auf meiner gezeichneten Linie fährt. Einmal musste ich dann daheim noch etwas nachkorrigieren, dann fand ich es aber perfekt. Die Fehler sind meist deutlich unter 20 Meter, fast nie darüber. Damit kann man nun also wirklich planen und auch gezielt irgendwo hingehen.
Bei diesem Testen der Karte bin ich aber nicht nur stumpf bis zur Endstation im Bus sitzen geblieben. Wenn mir im Vorbeifahren irgendeine Stelle gefallen hat, bin ich auch ausgestiegen und habe mich umgeschaut. So kam ich z.B. in den Tazishan Park, einen Park in dem viele Märchenszenen (oder so, ich weiß nicht) mit bunt beleuchteten Figuren nachgestellt sind. Bewegen tun sie sich auch und aus schlechten Lautsprechern gibt’s laute chinesische Musik dazu. Manchmal haben sich die Sachen auch im Wasser gespiegelt. Insgesamt war es schon sehr kitschig, trotzdem hat es mir gefallen. In einer chinesischen Geister-„Bahn“ war ich da auch. Man musste durchlaufen. Sehr gegruselt hat es mich aber nicht. Die Figuren waren aus Pappmaché oder so, wurden, wenn man vorbeikam plötzlich angestrahlt, manche haben sich auch bewegt und gestöhnt.
Viele Buden, wo man etwas zu Essen kaufen kann, gab es da auch. Da habe ich wieder ein paar Sachen probiert, die ich noch nicht gekannt habe. Sehr gut ist z.B. der Reis, der in einer ausgehöhlten Ananas gegart ist. Sehr interessant fand ich auch den Mann, der aus Zuckerguß, ähnlich wie ein Glasbläser Hasen, Schweinchen und sonstige Tiere bläst. Es dauert wenige Minuten, bis so etwas fertig ist. Da habe ich aber nichts gekauft zum Probieren.
Ein- oder zwei Tage, nachdem ich da war hat mir Huang Nan von diesem Park erzählt. Er wollte eigentlich mit mir nach dem Neujahrsfest einmal da hin, hat aber keine Zeit. Deshalb will er Studenten bitten, mit mir da hinzugehen. Da habe ich gesagt, den Park kenne ich schon. Da hat er sich sehr gewundert, dass ich da hinkam und noch dazu ganz allein.
Ein anderes Mal kam ich so zum Daci-Tempel. Ursprünglich wollte ich zum Sichuan Museum. Da kam ich auch hin, das gibt es aber nicht mehr. Der Name steht noch am Tor, dahinter ist aber nur öd und wüst und leer. So bin ich wieder zurück gegangen und habe meinen Satelliten gefragt, was es noch interessantes in der Nähe gibt. Der hat mir diesen Tempel vorgeschlagen, und der war auch wirklich da, wo er sein sollte. Im Vergleich zu manchen anderen Tempeln in Chengdu ist er eher klein, so ist es aber doch ein recht großer buddhistischer Tempel, und er war auch sehr fein. Und sehr alt. Es ist einer der ältesten Tempel überhaupt, aus dem 3. oder 4. Jahrhundert.
An der großen und berühmten Sichuan-Universität bin ich mehr zufällig vorbei gekommen. Da war ein Park, den ich auf meiner (ersten) GPS-Karte nicht verzeichnet hatte. Da bin ich hinein gegangen. Wie an den Gebäuden Hörsaal 1 usw. stand, habe ich schon gemerkt, dass das Uni sein muß. An einem Gebäude stand auch noch anatomisches Institut. Das hat mir als Uni schon sehr gut gefallen. Erst daheim, wie ich meinen aufgezeichneten Weg über die Karte gelegt habe, habe ich gesehen, wo ich nun wirklich war. Von dieser Uni spricht man immer sehr ehrfurchtsvoll, es muß schon eine der Top-Universitäten Chinas sein und die besten von Sichuan.
Ihr seht, mit GPS erhöht sich der Bewegungsradius gewaltig und man bekommt mehr mit. Ich suche jetzt nach einer Karte von Sichuan, oder zumindest nach einer größeren Umgebungskarte von Chengdu. Wenn ich dann ein Fahrrad habe, will ich ja auch herumkommen. Zunächst will ich, wenn wieder Studenten da sind, Bahn fahren.
Die Preise sind meist etwa in dem Verhältnis niedriger, wie auch die Einkommen geringer sind. Zumindest stimmt es für Wissenschaftler-Gehälter, das ist bei uns aber die Mittelschicht, in China gehören die Wissenschaftler schon eher zur Oberschicht, wenn auch nicht ganz oben. Die Rechnung wird sogar noch einfacher, da 1 EUR etwa 11 Yuan sind, kann ich die Preise direkt übernehmen, wenn ich Arbeitszeit und Aufwand vergleichen will. Wie es für mich stimmt, nach Steuern usw. weiß ich nicht. Die Wohnungen für 10% des Gehalts sind aber schon eher subventionierte. Für den Durchschnitt liegt die Wohnung über 30-40% des Gehalts. Teuer, habe ich gesehen, ist Milch. Sie kostet genauso viel wie bei uns. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum mehr Soja-Milch getrunken wird, die nur aus einem Pulver angerührt. – Nach Cremes, Körpermilch habe ich mich erst umgeschaut. Da sieht es aber schlecht aus, auch bei den Baby-Produkten. Alles, was man findet ist in sehr kleinen Dosen, 50-(max.)100g und kostet ziemlich viel, praktisch wie bei uns. Nivea gibt es auch, genauso klein abgepackt (in anderen Dosen als bei uns) zum gleichen oder etwas höheren Preis als bei uns. Billige, China-eigene Produkte, im großen Pott habe ich nicht gesehen. Ich habe mir dann Vaseline gekauft. Die ist auch so klein abgepackt, aber billig, 60 Cent für 60 g. Außerdem ist sie ja sparsam.
Auch die Chinesen hier sind der Kälte nicht so sehr gewachsen. In diesem Jahr habe ich sehr viele, sehr hässlich entzündete Hände und Frostbeulen gesehen. Obwohl ich meine Hände ja immer gut eincreme, damit sie nicht trocken werden und aufplatzen, bin ich da auch nicht ungeschoren davon gekommen. Am Computer werden die Finger schon recht kalt, und da hat es auch mich an der rechten Hand an ein paar Stellen erwischt. Nun schlupfe ich in Denkpausen immer in die Handschuhe.