China 25.02. – 03.03.2005

Heute habe ich mir die Rede vom Bruder Barnabas beim Starkbier-Anstich durchs Internet angehört. Es ging mit wenigen Unterbrechungen. Die Rede hat mir sehr gut gefallen, vielen wurde ordentlich der Spiegel vorgehalten, aber nichts war beleidigend. Die Grünen hat er vielleicht etwas zu arg angegriffen, da gab’s auch eine ordentliche Geräuschkulisse im Hintergrund. Ich weiß nicht, wann ich die Rede zum letzten Mal hören konnte, live schon erst recht nicht. Dieses Mal war’s nun live, wenn auch am Abend und nicht am Mittag.

Giant panda eating bambooAm Samstag war ich im Büro und habe an der nächsten Publikation und meiner Vorlesung gearbeitet. Am Sonntag war ich dann wie geplant im Zoo, ganz ohne Studentenbegleitung. Der ist nicht besonders groß und vieles auch recht alt, die Raubtierkäfige sind recht klein; Gitterstäbe v.a. bei den Vogelkäfigen sehr dick. Trotzdem war es schön. Die Hauptattraktion sind natürlich die Panda-Bären, sowohl die roten als auch die großen weißen.red panda Die sind ja in Sichuan heimisch, es soll aber nur noch etwa 100 in freier Wildbahn geben. Eine Panda-Zuchtstation gibt es in oder bei Chengdu auch. Ich weiß aber nicht wo. Da will ich schon auch noch hin. Ein Panda-Nationalpark ist nicht sehr weit weg, aber doch mehr als 100 km. Es gab schon noch mehr als die Pandas. bushes cut as camelsDie Kamele hat man auch nicht nur aus der Hecke geschnitten, sonder es gab sie auch in echt.camels in the zoo of Chengdu

Gleich neben dem Zoo ist der Zhaojue Temple, ein großer Tempel, der eifrig genutzt wird. Da bin ich danach natürlich auch noch hin. Schon davor kann man massenhaft Räucherstäbchen in allen Größen kaufen.scentic sticks in front of a temple Ich war beeindruckt, wie groß der Tempel ist. Er war auch nicht nur Museum, sondern mit einem Kloster und richtig aktiv.Zhaujue temple An einer Stelle habe ich eine buddhistische Zeremonie gesehen, die war aber anscheinend schon fast um, zumindest hat es nicht lange gedauert. Wenig später war wo anders noch mal eine, die anscheinend gerade anfing. Da habe ich mir gedacht, da schaue ich ganz zu. Zhaojue templeEinige Zivilisten waren in einer Reihe drinnen im Tempel, jeder mit so einem großen runden Sitzkissen. Links und rechts der Buddha-Statue waren jeweils drei Bankreihen Mönche mit einem Gesangsbuch, manche mit einem Instrument, einer Glocke, irgendeinem Holzblock oder zwei Blechtellern zum Draufschlagen. Die meisten hatten so ein Thermosgefäß mit Tee vor sich, wie ich mir im letzten Jahr auch eines gekauft habe; Wasser wurde da auch immer wieder nachgegossen. Manche hatten einen Tetrapack Milch. Erst gab es so einigen Gesang, dann ist der Priester an den Altar, vor die Buddha-Statue gegangen und hat offensichtlich seine verschiedenen Gerätschaften geweiht. Rauch gibt es da natürlich viel, ich denke, dass es auch ein Öl gab. Weihwasser mit der Klobürste hat er nicht verspritzt, aber viel geweihten Reis und geweihte Erdnüsse geworfen. Irgendwie hat es mich ja gewundert. Der Priester war recht jung (im Vergleich zu den anderen Mönchen) und hatte ein sehr aufgewecktes, studiertes Gesicht. Gar nicht so abgeklärt und vergeistigt, wie jemand, der dreiviertel seiner Zeit nur meditiert.

Er hat dann ein spezielles Priestergewand übergezogen und sich im Lotussitz hingesetzt. Eine kronenartige Haube hat er auch noch aufgesetzt, da war mindestens so eine Stimmung, wie wenn bei der Fronleichnamsprozession die Monstranz gezeigt wird. Dann gab es eine Menge Gesänge zwischen Priester und Mönchen. Ganz eigenartige Handverrenkungen hat der Priester einstudiert und die Hand- und Fingerhaltung am Ende der Verrenkungen ist genau vorgeschrieben. Bei einem Blick, den ich in ein Gesangsbuch werfen konnte, habe ich gesehen, dass diese Haltungen abgebildet sind, und dazu gibt es immer einen Gesang. Ich glaube, ich habe mal gehört, dass es ein paar Hundert dieser Haltungen gibt, ich weiß aber nicht mehr. Das zieht sich Stunden, dazwischen wird auch immer wieder Reis geschmissen. Ich bin recht lange draußen gestanden und habe zugeschaut, dann hat man mir auch so ein Sitzkissen angeboten und mich reingebeten. Erdnüsse und am Schluß von den Gaben auf dem Altar (Orangen und Süßigkeiten) habe ich auch bekommen. Ziemlich am Schluß hat mich eine Frau noch zu einem Seitenaltar geführt, wo das Photo einer bildhübschen jungen Frau war. Da ist es mir dann richtig klar geworden, dass diese Frau tödlich verunglückt ist und das die Trauerfeier oder was entsprechendes war. Danach war es Nacht und es ist kein Bus mehr gefahren. Da hat mich die Trauergemeinde noch heimgefahren.

Mit meiner Wohnung geht’s nun langsam auch voran. Am Montag haben wir sie gründlich putzen lassen. Außerdem haben wir den Klempner geholt, damit er sich die Rohre und Hähne ansieht. Sein Hauptwerkzeug ist eine große Rohrzange, anders bekommt man kaum einen Hahn auf oder zu. Ich glaube vier Hähne hat er auch ausgetauscht. Außerdem hat er es gleich gesehen, dass das Wasserreservoir der Klospülung ein großes Loch hat. Das war irgendwie geknebelt. Das Putzen musste ich zahlen, der Klempner ist Service der Uni, die Klospülung übernimmt die Uni aber nicht, das haben wir erst zu spät gemeldet. Die Kollegen meinen, streichen lassen sollte ich die Wohnung noch, zumindest den Hauptraum, wo die Wände am schlimmsten aussehen. Man beauftragt da irgendjemanden von der Straße damit, das ist recht billig. Der wird dann über die abblätternde alte Farbe einfach drüberpinseln, dauert aber noch ein bisschen. Der Gas-Durchlauf-Erhitzer hat erst nicht funktioniert und die Kollegen haben gemeint, ich bräuchte einen neuen. Da war aber nur Luft in der Leitung. Ich habe maximal warmes Wasser in der Dusche (und sonst nichts) und lauwarmes oder kaltes beim Waschbecken in der Küche. Von irgendwo bekomme ich gebrauchte alte Möbel, die auch gar nicht so schlecht sind; nur eine Matratze muß ich kaufen. Ein bisschen wird’s noch dauern, bis ich einziehen kann, aber das wird schon noch. Ich will sehen, dass man das Internet schon mal beantragt.

Diese Wohnungsrestaurierung hat mich schon auch in Bedrängnis gebracht. Ich habe nämlich bisher noch kein Gehalt bekommen. Was ich vom letzten Mal nicht umgetauscht habe ist nun aufgebraucht (bis auf knappe 10 Euro). Ich habe gefragt, wann ich denn ein Gehalt bekomme und Huang Nan hat sich erkundigt. Die auswärtigen Experten bekommen ihr Geld nur am Semesterende. Bis dahin sollte ich wohl nicht nur Experte sondern auch Hungerkünstler sein. Der einzige Geldautomat, den ich kenne mit Zugriff auf mein Postsparbuch gibt es seit diesem Jahr nicht mehr. Von Huang Nan bekam ich dann etwa 500 EUR aus der Institutskasse als Vorschuß. Das Geld aus Amerika ist auch noch nicht da (die Finanzabteilung hatte da etwas missverstanden, Jan Weber setzt nun alle Mittel in Gang, dass das läuft), dann kann ich ja wenigstens diesen monatlichen Anteil bekommen.

Wäsche habe ich auch zur Wäscherei gegeben. Hosen, Hemden, Jacken sind ja recht billig, Unterwäsche und Socken waschen zu lassen kann man sich aber nicht leisten. Da muß ich von Hand waschen.

Bei meinem digitalen Photoapparat schließt der Batterie-Deckel nicht mehr. Ich fürchte, da läßt sich auch nichts machen, da sind irgendwelche filigranen Zapfen am Gehäuse abgebrochen. Ich werde mich wohl vorerst mit einer Tesaband-Lösung abgeben müssen.

Wegen Chinesisch-Kurs in der Uni habe ich auch gefragt. Der kommt so aber nicht in Frage. Er ist Montag bis Freitag von 9-12 Uhr vormittags. so viel Zeit kann ich nicht aufbringen.

So warm, wie in der letzten Woche ist es diese Woche nicht mehr geworden, so kalt aber auch nicht. Erdbeeren werden schon recht oft am Straßenrand angeboten, die habe ich aber noch nicht probiert. strawberries and pinappleAnanassen (rechts im Bild) dagegen schon öfter. Die sind kunstvoll geschält und die Blüten ausgeschnitten, das Viertel kostet knapp 10 Cent.

Was ich kommendes Wochenende mache, weiß ich auch noch nicht recht. Ich will ja mal Zug fahren probieren, Emei City und Leshan für ein Wochenende, aber erst ein bisschen später. Außerdem hoffe ich, dass ich mal eine größere Landkarte von hier finde, die ich meinem GPS beibringen kann. Wenn ich später Radtouren mache, wäre das schon gut.

Posted on: 3. March 2005Manfred Maitz