China 18.03. – 24.03.2005

Es ist Ostern in Deutschland; in Chengdu merkt man nichts davon. Die Woche ging wieder schnell um.

MagnoliaLetzten Freitag war es sehr schönes Wetter, Magnolien waren kurz vor dem Aufblühen. Da habe ich ein paar Studenten gefragt, was es vielleicht ein bisschen im Umland von Chengdu zum Anschauen gibt. Da haben sie sich beraten, im Internet geschaut und mir zwei Sachen vorgeschlagen. Ich habe mich für das Pfirsichblüten-Fest entschieden. Wir sind dann am Samstag recht zeitig mit dem Bus losgefahren. Es kamen glaube ich vier oder fünf Studenten mit. Etwa eine Stunde sind wir allein durch die Stadt gefahren, bis wir beim Überland-Bus ankamen. Da sind so viele Leute zu dem Pfirsichblüten-Fest gefahren! Ein Bus nach dem anderen ist da hingefahren, Busse wurden umnummeriert, immer noch mussten viele Leute dicht gedrängt stehen. Wenn bei der Tokyoter U-Bahn Angestellte mit weißen Handschuhen die Fahrgäste hineindrücken, tut es hier der Kassierer/ die Kassiererin mit dem Rücken. Nach eine Stunde kamen wir in Longquanyi, dem Ziel an. Leider war das Wetter an dem Tag nicht ganz so schön, wie am Vortag. Peach flower festivalDa ist ein Berg, der ist voll mit Pfirsichbäumen, aber auch mit Sonnenschirmen und mit Leuten.Peach flower festival Die Pfirsichbäume waren noch nicht ganz aufgeblüht,  sonst gäbe es sicher noch mehr Leute. So war es sicher das beste, was man erwischen kann. Viele Leute wandern auf den Berg hinauf, andere sitzen nur da, trinken Tee, spielen Karten oder Mahjong und genießen das Leben.Peach flower festival Ein paar haben auch Drachen steigen lassen. Toilet at peach flower festivalHäuserl gab’s da auch, habe ich aber nicht benutzt.  Wir sind auch auf den Berg hinauf und dann wieder hinunter. Man hat den Kollegen erzählt, dass es noch eine andere Stelle in dem Ort gibt mit vielen Blumen, da wollten wir hin. Dann haben wir erfahren, dass dieser andere Ort nicht viel anders ist als der Pfirsichblüten-Berg. Da sind wir zurück gefahren und wollten in Chengdu noch einen Park mit vielen Blumen ansehen. Das war aber ein Garten -Center. Die Damen haben da eifrig Blumensträuße gekauft. Wir kamen dann recht spät zurück. Mir hat der Ausflug sehr gut gefallen.

my bedIch bin danach noch mal ins Büro gegangen, da hatte ich meinen Computer vom Morgen. Ich habe auch noch mal e-Mails abgerufen. Da kam Huang Nan zu mir (der arbeitet immer sehr lang in die Nacht) und hat gesagt, dass nun die Möbel in meine Wohnung umgezogen sind, auch das Bett. Ich kann also schon da schlafen. Ich habe dann in die Wohnung geschaut, es war wirklich alles da, auch die Matratze und Bettzeug aus der alten Wohnung. Da  habe ich dann nur noch das Zahnbürstl und ein paar andere Sachen geholt und habe da geschlafen. Recht laut fand ich es schon, so dicht bei der Straße. Inzwischen habe ich mich daran aber gewöhnt. Die Wohnung hat drei Räume, einen kleinen Vorraum, Küche,kitchen WC,toilet das auch Dusche ist und einen Balkon. Der Gaskocher ist noch mal in einem kleinen Vorraum außerhalb der Küche, mit gutem Abzug nach draußen.

living roomSo bin ich am Sonntag nicht bummeln gegangen, sondern einkaufen für meine Wohnung. Das erste und wichtigste war mir der Wasserkocher für das heiße Teewasser. Ich hatte dann Glück, dass mir sehr bald ein Student über den Weg gelaufen ist, der für mich dann zwei solche Wassertanks bestellt hat – Ich habe je gedacht, das schaffe ich auch selbst. Bei dem Laden war aber nur ein Kind bei der Auftragsannahme, da hat nichts geholfen. Vollmilch und ein Sojamilch-Walnuss-Pulver für das Frühstück habe ich mir auch gekauft und einen Rasierspiegel, nachdem ich den ein paar Mal vergessen hatte. Außerdem habe ich mein schnelles Internet in der Wohnung zum Laufen gebracht.

my living room with paintingAm Montag brachte ich dann eine Studentin dazu, mit mir noch mal zu dem Kunstmarkt zu fahren und nach dem Preis von dem Gockel zu fragen. 300 Yuan, also etwa 27 Eur sollte er kosten. Ursprünglich wohl deutlich mehr, da aber unten ein Loch durchgestoßen war, gab es ihn billiger. Das Mädchen hat dann fest mit dem Mann verhandelt, mir hat es leid getan, dass ich sie nicht verstanden habe. So klein wie sie ist, hat sie sich ungeniert auf einen Stuhl am Arbeitsplatz vom Ladenbesitzer gesetzt und hat auf ihn eingeredet, während er stand. Alles hat aber nichts genützt, von den 300 Yuan ist er nicht abgerückt. Die habe ich aber gerne gezahlt. Ich hatte ja noch wesentlich mehr vermutet. Orangenbaum für den Balkon, was mir die Studenten gemeinsam ja auch empfohlen haben, haben wir aber nicht gefunden. Ich hätte mir ja einen Bonsai gekauft, da gibt’s hier billige für 3-4 Euros, haben aber die Studenten nicht so gezogen, und wirklich brauchen tue ich ja keine Blümchen. So habe ich das recht gerne bleiben lassen. – Nagel hatte ich keinen um das Bild aufzuhängen. Da haben mir auch Studenten welche besorgt, in einer Dimension, dass man sonst was aufhängen kann. Meine Lampion-Girlande musste ich auch wieder aufhängen. Die Studenten haben auch gemein, der Kleiderschrank steht an der Stelle, wo er war nicht sehr gut, so haben wir ihn ruck-zuck umgestellt.

Demnächst muß ich noch ein paar Studenten auftreiben, dann stellen wir das Bett in den hintersten Raum, der vom Straßenlärm am weitesten weg ist. Der Raum wo es jetzt ist, wird dann zum Wohn-Arbeitszimmer. Ein Raum bleibt ungenutzt.

Am Montag Abend bin ich noch mit Studenten losgezogen und habe Kochgeschirr gekauft. Da war es gut, dass wer dabei war, ich hätte viel teureres gekauft. Die Studenten haben aber gemeint, alle Chinesen benutzen einen Wok in dieser Qualität, so habe ich den für knapp zwei Euro gekauft. Außerdem einen Dumpling-Dämpfer aus Alu für etwas mehr als einen Euro, noch ein paar Schüsseln, so ein Hackebeilchen und eine Schneidunterlage, Sojasauce, Salz…

Am Dienstag Abend wollte ich dann zum ersten Mal selber kochen (Frühstücksmilch habe ich mir schon ein paar Mal heiß gemacht). Ich habe Dumplings gekauft, Zwiebeln, Tomaten usw. Habe schon etwas aufgestellt und noch weiter Gemüse in der Küche geschnitten. Da gab es nebenan einen Schepperer, als wäre ein Blech-Schöpflöffel heruntergefallen. Es hat mir gestunken, dass mein Schaber aus dem Wok gefallen ist und habe geschaut. Aber erstens ist mein Schaber aus Plastik, und zweitens war er ordentlich im Wok. Da habe ich mir nicht viel weiter gedacht und habe weiter Gemüse geschnitten. Da gab es einen Schlag, als wäre ein ganzer Stapel Teller heruntergefallen.exploded gas cooker Ich habe geschaut, wirklich war der Boden nebenan voller Scherben, mehr als ich überhaupt Geschirr habe. So schnell habe ich es gar nicht kapiert, dann habe ich gesehen, dass mein Gaskocher explodiert ist. Eine Stichflamme gab es aber nicht. Der Kocher hatte eine schöne Glaskeramik-Fläche, ordentlich unter den eigentlichen Brennern. Er sah recht neu aus, und ich hielt ihn immer für das Glanzstück der Wohnung. So kann man sich täuschen. Irgendwo war er da wohl innerlich undicht und das ausgetretene Gas hat sich entzündet, da ist’s passiert. Mir ist es schon ziemlich anders geworden. Wenn ich da gerade umgerührt hätte, oder wenn es passiert wäre, wenn ich die Frühstücksmilch heiß mache und genau aufpasse, dass sie nicht überkocht… Da hätte es mich schwer erwischt.

Ich habe noch keinen neuen Kocher. Erst habe ich ja gedacht, ich kaufe als nächstes elektrische Kochplatten. In der Küche und nebenan habe ich aber keine Steckdosen. Außerdem ist die Qualität vom Kochgeschirr auch nicht für Elektro-Platten. Gaskochern gibt es auf der ganzen Welt, so oft passiert da auch nichts. Ganz sicher werde ich aber keinen aus zweiter Hand mit ungewisser Vergangenheit kaufen. Man hat mir vom Institut auch keinen solchen angeboten.

Mit dem Geld aus Amerika für das Projekt, das ich hierher gebracht habe, gibt es immer noch Schwierigkeiten. Erst haben ja die Amerikaner lange gebraucht, bis sie den Scheck abgeschickt haben. China ist für die was recht neues, auch die Vertragsform, die wir da haben ist ungewöhnlich. Nun ist der Scheck da, aber natürlich auf die Uni ausgestellt. Das Institutskonto läuft hier aber auf den Namen von Chef. Die Bank hat den Check nicht angenommen. Die Uni macht gewaltige Verwaltungsprobleme und kassiert noch Geld, wenn sie den Scheck einlöst (ich weiß ja nicht, ob das nicht nur die regulären Steuern sind). Das Institut hat noch eine kleine Ausgründung, die auch den Namen der Uni im Namen hat. Wir haben gedacht, vielleicht können wir den Scheck darauf einlösen. Aber auch da hat die Bank nicht mitgemacht. Dann haben wir gedacht, soll Boston Scientific den Scheckempfänger auf die Firma ändern. Da haben wir aber gerade noch erfahren, dass die Firma auch dann den Scheck nicht annehmen kann, weil sie keine Import-Export Erlaubnis hat. Nun probieren wir doch den Weg mit der Uni. So konnte ich aber bisher auch noch nicht meinen Anteil, den ich für meine laufenden deutschen Ausgaben brauche, bekommen. Ich hoffe ja sehr, das klappt auch noch, wenn das Geld auf einem Uni-Konto ist. Das ist ja nur eine institutsinterne Abmachung.

Einen neuen Kopfhörer mit Mikrophon habe ich seit heute. Scheint auch gut zu funktionieren.

Dieses Wochenende fahre ich doch nicht nach Emei. Ich bin von den Studenten zu einer Exkursion in eine andere kleine, alte Vorstadt von Chengdu eingeladen. Da gehe ich natürlich gerne hin. Allerdings hat mir nun jemand gesagt, das wäre so was wie eine KdF-Veranstaltung, also von der Partei organisiert und gesponsert. Ich weiß nicht, ob es stimmt. Was mich auch stört: Studenten müssen angeblich jeder 15 Yuan zahlen, und mir hat man gesagt, es ist alles aus einem Fonds finanziert und kostenlos.

Morgen habe ich zum ersten Mal Chinesisch-Unterricht. Erst wollte ich ja einen professionellen Lehrer, entweder von der Uni, oder den, der mir mal in der Stadt über den Weg gelaufen ist. Bei der Uni gibt es aber so keinen, der andere war meinen Kollegen suspekt. Nun wird mich ein Student unterrichten. Er lernt deutsch. Chinesisch für Ausländer hat er noch nie unterrichtet. Ich habe gemeint, wir probieren es einmal für zwei Wochen, dann werde ich schon sehen, ob das so Sinn macht, oder nicht. Ich denke, mit meinem Lehrbuch und einem direkten Partner müsste es auch funktionieren.

Posted on: 24. March 2005Manfred Maitz