China 25.03. – 31.03.2005

Am Freitag hatte ich meine erste Chinesisch-Stunde. Es ist ein Student, der auch deutsch studiert. So arg motiviert scheint er dabei aber nicht zu sein, bei der Deutschrunde habe ich ihn nie gesehen. Ich habe so etwas mehr Kontrolle und Korrektur wenn ich spreche, als bisher nur mit Buch und CD. Er hat ja gedacht, er würde mir auch Schriftzeichen beibringen, das will ich aber nicht. Besonders viel Konzept hat er auch nicht, er kam mit einer Menge neuer Wörter, was ihm gerade eingefallen ist. So kann man eine Sprache nicht lernen. Ich verlange von ihm, dass er sich an der Buch hält, Dialoge von da benutzt und abwandelt. Ich denke, das wird schon. Wir haben ausgemacht, wie probieren es 2-3 Wochen, dann werde ich sehen, ob es Sinn macht, so weiter zu arbeiten.

Hibiscus townAm Samstag war der Studentenausflug der kommunistischen Parteijugend. Sie haben mir gesagt, es sind da wirklich alle (außer mir) Mitglied der kommunistischen Partei. Trotzdem war es schön, Ansprachen gab es keine. Wir waren in dem Ort, wo ich schon kurz nach dem Chinesischen Neujahrsfest mit Huang Nan war. Wir sind wieder durch den Ort gegangen, nun im Frühling. Es blüht einiges und sieht sehr schön aus.Hibiscus town Auch am Uni-Campus blüht nun eine Menge; da muß ich auch noch Photos machen. – Nach dem Spaziergang kam das typische chinesische Freizeitprogramm, auch Studenten sind da nicht anders. Wir sind zu so einem Freizeitgelände, Bier- oder Teegarten gegangen, haben Tee getrunken und Karten oder Mahjong gespielt, oder Karaoke gesungen. Wenigstens Mahjong will ich ja lernen, dass ich bei solchen Ereignissen auch etwas mitmachen kann (Zumindest glaube ich nun, dass sich das Spiel so schreibt. Die Regeln, die ich im Internet lese sind ganz anders als das, was man hier spielt). Wirklich sicher fühle ich mich bei dem Spiel ja noch nicht, habe nun aber einiges verstanden und auch recht oft gewonnen.

Bamboo chair in my living roomDie Studenten haben mich gefragt, was ich am Sonntag machen will. Ich habe gemeint, ich will etwas einkaufen, brauche noch ein paar Stühle für meine Wohnung. Ich habe gefragt, ob die Studenten wissen, wo man so einen Stuhl kaufen kann. Da hat einer gemeint, vielleicht schenkt mir der Wirt so einen. Er fragt mal. Prompt, nach kurzer Diskussion habe ich einen geschenkt bekommen und nun ist er in meiner Wohnung. Damit ist mir das Programm für den Sonntag etwas ausgegangen. Am Ostersonntag habe ich dann vor allem gearbeitet und den Papstsegen abgewartet. Ich bin dabei das nächste Paper zu schreiben und musste ich die nächste Vorlesung vorbereiten. Außerdem bat mich ein Student, für ihn eine Empfehlung zu schreiben. Er bewirbt sich auf eine Uni in Korea. Nun kenne ich diesen Studenten eigentlich gar nicht, da kann ich ja nichts schreiben. Also wollte ich mich mit ihm etwas unterhalten. Anscheinend hat sich der aber bei den Kollegen am Samstag erkundigt, was ich so mag. Der Student hat vorgeschlagen, dass wir dazu am Abend in ein Gasthaus gehen und schön Abend essen. Das war mir recht, für Ostern wollte ich mir sowieso etwas leisten. Am Abend kam er dann auch noch mit einer Flasche Wein an (hier kauft man den Wein meistens nicht im Gasthaus, sondern bringt ihn selber mit). Wir haben dann recht schön Abend gegessen, und ich habe ihn ausgefragt. Er hat auch wirklich recht clever geantwortet, und ich konnte die Empfehlung mit einigermaßen gutem Gewissen schreiben. Das ganze kam mir ja schon zu sehr wie eine Bestechung vor, so habe ich gegen heftigste Proteste das Abendessen gezahlt. Den restlichen Wein habe ich behalten dürfen, er mag eigentlich keinen.

Am Dienstag war die Deutschlehrerin bei mir im Büro. Ich habe sie erst nicht gesehen, habe nur gehört, wie jemand nach dem 德国人 gefragt hat, habe ich mir gleich gedacht, dass jetzt jemand mich sucht. Sie hat mir gesagt, dass diese Woche deutsche Kulturwoche hie ran der Uni ist. Es ging schon am Montag los, da hat man mich aber nicht eingeladen, weil alle Vorträge nur auch chinesisch waren. Es wurden einige Städte (Berlin, München, Stuttgart, Heidelberg…) vorgestellt. Am Dienstag hat man mich dann eingeladen. Das ganze ist am neuen Campus, etwa 15 km außerhalb. Ich hatte mir unter der deutschen Kulturwoche etwas größeres vorgestellt, schon ein bisschen offiziell. Es war aber sowieso nur drei Tage lang und nur von den Deutschkursen veranstaltet. Immerhin, so motiviert die Lehrerin ihre Studenten. Am Dienstag wurde ein Film gezeigt, „Soweit die Füße tragen“. Das hat mich gefreut, ich habe ja von Film und Buch schon gehört aber noch nicht gelesen oder gesehen. Der Film war aber sehr lang, und der letzte Bus vom neuen Campus zurück geht schon um 21:20, knapp eine Stunde vor dem Ende des Films. Wir haben erst gesagt, da fahren wir (die Lehrerin, ich und noch ein Lehramts-Praktikant) mit dem Taxi zurück. Der Campus ist aber so weit außerhalb, da gibt es kein Taxi, sagen die Studenten. So mussten wir, wie es gerade spannend war schon gehen. Das hat mir schon leid getan. Ich habe im Internet nachgelesen, dass es nur bedingt gut ausgeht – die Studenten haben berichtet, das es im Film ein volles Happy End gab.

Am Mittwoch war dann die Deutschrunde auch am neuen Campus, in einer Weinbar, hat man mir gesagt. Darauf habe ich mich gefreut und hätte auch gerne einen Wein getrunken. Es wurde aber auch da nur Tee serviert und immer wieder mit heißem Wasser aufgegossen. Vielleicht hätte ich einen Wein kaufen können. Ich habe mich aber umgeschaut, es hat niemand Alkohol getrunken, da habe ich es auch bleiben lassen. – Ein paar Deutschstudenten haben da auch Kollegen mitgebracht, die kein Deutsch können. Gerade an den Tisch habe ich mich gesetzt und habe so die ganze Deutsche Runde fast nur Englisch gesprochen. Mich hat’s nicht gestört.

Im Bus konnte ich mich dann etwas mehr mit den anderen Deutschen/ Deutschlehrern unterhalten. Die Deutschlehrerin, Frau Huang, die 10 Jahre in Aachen gelebt und studiert hat, hat mir manches erzählt, auch ein paar Tipps gegeben, was ich noch anschauen soll. Sie hat erzählt, sie hat vor kurzem einen Text über Pressefreiheit durchgenommen und wollte ihn mit den Studenten diskutieren. Da haben sie aber nicht mitgemacht. – Der Lehramts-Lehrling, ein Österreicher sagt, dass die Schüler hier ganz anders sind, man merkt, dass es verwöhnte Einzelkinder sind. Er hat sich einen viel autoritäreren Unterrichtsstil zugelegt. Gibt er denen einen Text zum lesen auf, lesen viele ihn gar nicht. Eine hat gesagt, sie hat nur die erste Seite gelesen. Die zweite wäre nicht interessant gewesen. Manche Studenten nehmen Ende des Jahres an einem Austausch mit Deutschland teil. Da will er mit ihnen kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern durchnehmen. Meinen die Studenten doch tatsächlich, das wäre nicht interessant. – Dann ist noch ein Deutscher aus Thüringen da, der Alte mit dem Rauschebart. Er war Mathematiker, ist in Ruhestand, ist durch China gereist, hat hier in Chengdu eine Frau kennen gelernt und will nun seinen Lebensabend hier verbringen. Um noch etwas zu tun und auch für die Aufenthaltsgenehmigung arbeitet er nun als Deutschlehrer. Er hat mir erzählt, dass die Uni hier mit einer Wirtschafts-Fakultät in einer FH in Sachsen-Anhalt zusammenarbeitet und ein Austauschprogramm hat. Die Chinesen lernen hier Deutsch, müssen dort eine Prüfung ablegen und dürfen dann an dieser FH Wirtschaftswissenschaften studieren. Das gibt es anscheinend schon länger. Seit diesem Jahr gibt es nun einen Crash-Kurs Deutsch. Die Studenten, die daran teilnehmen, sollen in einem Jahr auf das Level dieser Prüfung gebracht werden. Daran arbeiten die Lehrer nun und sind gespannt, ob das geht. Dieses Studium kostet aber auch extra. Studenten müssen ein gutes Wissenschftler-Jahresgehalt zahlen. Lernen müssen sie sieben Tage in der Woche. – Dann ist noch Frau Schwarz, eine ältere Frau, da, auch aus Deutschland. Obwohl sie sehr viel redet, weiß ich von ihr nicht sehr viel, aus welchen Motiven sie hier her kam und was sie in Deutschland gemacht hat. Sie ist mit dem China, wie es jetzt ist ja gar nicht zufrieden. Sie hat so das alte klassische Chinabild vor Augen und sagt, die Chinesen seien jetzt kulturlos.

Heute haben wir mein Bett in den ruhigeren Raum gezogen und den Glastisch in meinen großen Raum gebracht. Allerdings sieht der Raum nun ein bisschen kahl aus.

Am Wochenende fahre ich nun auch wieder nicht nach Emei City. Da machen die Lehrer des Instituts einen Ausflug, anscheinend auch kommunistisch organisiert. Ob ich da nicht noch etwas untergrabe…

Posted on: 31. March 2005Manfred Maitz