China 14.05. – 22.05.2005

Letztes Wochenende Sonntag war ich dann ja zu dem Kraft-durch-Freude Ausflug der kommunistischen Partei eingeladen. Da mir das als einziger Wochenendausflug zu fad war, habe ich noch Studenten gefragt, ob sie einen Vorschlag für Samstag hätten. Da kam aber nichts rechtes. Freitag Abend habe ich dann noch meinen Chinesisch-Lehrer gefragt. Der hat mir Luodai vorgeschlagen. Das ist eine alte Hakka Stadt mit Gebäuden aus der frühen Qing Dynastie. Wir sind mit dem Bus hingefahren, es sind etwa 30 km, man braucht aber eine Stunde, bis man durch die Stadt kommt.

Auch da gibt es eine neue Stadt und die historische Altstadt. Wir mussten durch ein paar sehr enge Gassen gehen, bis wir da waren. Es ist wirklich eine sehr schöne alte Stadt, noch viele alte Gebäude. Einige Versammlungsplätze der Hakka, sind besonders groß und schön ausgebaut. Hakka sind so was wie chinesische Zigeuner, niemand weiß warum sie plötzlich zum Wandern anfingen. In Hongkong gibt es viele davon – aus der Gegend kamen sie auch nach Sichuan. Meist waren sie ziemlich rechtlose Arbeiter.

Gegessen haben wir geräucherte Ente. Die war sehr gut.

Wir sind dann noch etwas aus der Stadt heraus ins Land gegangen. Auch da gibt es ein paar Hügel und einen See. Die Wege waren hier aber roh. Auf dem See haben wir eine Bootsfahrt gemacht (wurden eine Stunde lang rumgerudert). Das war sehr schön und entspannend. Dann sind wir noch etwas durchs Grün gegangen. Es gab viele Obstbäume, Pfirsiche und anderes Obst, das ich nicht kenne, aber sehr gut ist. Die Chinesen klauen da aber nichts. – Ein paar Umwege mussten wir machen, weil mein Kollege Angst vor Hunden hat. Wir kamen dann auch an einem Bauernhof mit einem freischaffenden Bildhauer vorbei. Das war überraschend. Im Vorbeigehen habe ich ein paar Statuen gesehen, gedacht, das wären Sonnenuhren. Ich habe dann durch den Torspalt geschaut, da waren so moderne Statuen zwischen Heu- und Misthaufen, Hühner sind auch rumgelaufen. So was hätte ich den chinesischen Bauern hier nie zugetraut. Leider konnten wir nicht hinein, ich konnte die Photos nur durch den Torspalt machen.

Es war ein wunderschöner Ausflug. – Der Sonntag war dagegen mehr das übliche fade. Mit dem Bus sind wir zu einem schön gelegenen Teegarten im Grünen gefahren. Da konnte man auch das frische gute Obst essen, Tee trinken und Majong spielen. Es gab Mittagessen, was da aber nicht so umwerfend gut war. Ich saß neben einem kommunistischen Parteisekretär am Tisch und habe mich da sogar zu einem Wetttrinken verführen lasen. Zuerst ein Wasserglas chinesischen Schnaps. Sehr stark ist er ja nicht, schmecken tut er aber grässlich. Wie ich mein Glas vor ihm leer hatte, hat er verdutzt geschaut. Dann haben wir noch einige Gläser Rotwein getrunken, die sind sowieso eher Saft. Gelobt wurde ich, dass ich so gut mit Stäbchen essen kann, die scharfen Gerichte von Sichuan esse und so viel trinken kann, das findet er so leicht nicht. – Zusammen hat es aber schon Wirkung gehabt, und bei den ersten Schritten danach musste ich mich sehr konzentrieren, ist aber nicht aufgefallen. Ich hatte ja Wochen vorher überhaupt keinen Alkohol getrunken. Am Nachmittag habe ich dann mit einem Kollegen einen Spaziergang gemacht. Das war recht fein.

Sonntag Abend kam dann ein Kollege aus Hongkong. Der ist da auch Austausch-Student aus Sydney. Er hat eine Tour nach Tibet gebucht und da eine Nacht Aufenthalt in Chengdu. Mit dem sind wir noch ein bisschen durch die Stadt gezogen, haben Sehenswürdigkeiten gezeigt, so viel man halt in der Nacht zeigen kann. Dann waren wir und er müde und sind gegangen. – Ende der Woche sollte er noch mal einen längeren Aufenthalt in Chengdu haben, allerdings ist sein Flieger von Lhasa mit großer Verspätung abgeflogen, so dass wir ihn da nicht mehr getroffen haben (ich musste sowieso Vorlesung halten). Er ist aber höhenkrank geworden und hatte von dem Tibet-Trip nicht viel.

Gestern war ich im Botanischen Garten in Chengdu. Ich hatte schon ein paar Mal davon gehört, er sollte in der Nähe von Zoo und von Panda-Satation sein. Das stimmt zwar von der groben Richtung her, hinlaufen kann man da aber nicht. – Im Frühling wäre es sicher besser da hinzugehen. Nun war alles grün, es hat aber kaum etwas geblüht. Ein paar Studenten in Kleidern, wahrscheinlich der tibetischen Minderheit waren da und haben Photos gemacht. Das sah auch schön aus. – Ein recht verregneter Tag war es gestern. Der botanische Garten war entspannend und schön, trotzdem war ich danach sehr müde und bin sehr sehr zeitig ins Bett gegangen.

Ursprünglich hatte ich für heute ja vor, dass ich auch allein irgendwo hinfahre. Ich will nun mal versuchen, mehr mit Überlandbussen allein zu fahren. Es sah aber auch regnerisch aus, was getäuscht hat. Außerdem will ich ein paar Sachen aufarbeiten, Wäsche waschen usw. Ich kann nicht so viele Wochenenden immer aus dem Haus sein. Für heute Abend haben mich die Deutsch-Studenten zu einem Theater eingeladen. Sie spielen Carmen. Bin ja gespannt, wie sie dem Stück gerecht werden. Dieses Temperament haben sie eigentlich ja doch nicht, tanzen können sie auch nicht so.

Posted on: 22. May 2005Manfred Maitz