China 06.06. – 16.06.2005
Ich war am Samstag beim Drachenboot-Fest zusammen mit ein paar Studenten. Obwohl es erst um 10 Uhr anfangen sollte, sind wir schon um kurz nach 8 Uhr gestartet, und es waren schon viele Leute da. Wirklich gute Plätze nahe beim Fluß bekamen wir nicht mehr. Da hat es auch nichts geholfen, dass ich ein Lao Wai bin. Ich habe aber sowieso das Gefühl, dass der Platz direkt beim Fluß für die Fanclubs der einzelnen Rudermannschaften reserviert war. Da sah man nämlich immer Gruppen mit gleichfarbigen Kappen oder T-Shirts. Aufseher haben streng aufgepasst, dass niemand anderes in dieses reservierte Gebiet kam. Die Studenten haben dann gemeint, wir könnten auf ein hohes Gebäude in der Nähe gehen, ein Krankenhaus. Da hätten wir sicher einen guten Überblick. Ich fand zwar, wir wären da relativ weit weg, war aber trotzdem einverstanden. Auf der zweiten Treppe (Lift war abgestellt) war aber auch ein Wachtmann, der sehr freundlich aber bestimmt einen Satz mit „bu xing“ gesagt hat, das ging also auch nicht. Mich hat es auch nicht so sehr gewundert. Wir haben und dann also an das Geländer neben der Straße gestellt und von da aus geschaut. Immerhin war es ein kostenloses Vergnügen. Zuerst sind ein paar kleine Boote mit Fischern und Vögeln gefahren. Das geht wohl so ganz auf die historischen Wurzeln zurück, die Fischer haben zuerst nach der Leiche des Dichters gesucht. Dann haben einige Universitäten und sonstige wichtige Einrichtungen, wie der Wu Ho Tempel ein paar Renommier-Schiffe fahren lassen. Das sah so ein bisschen aus, wie ein Faschingszug. Dann kam der eigentliche Ruderwettbewerb. Jedes der Boote hat 22 Mann Besatzung. 20 rudern, einer ist der Trommler und einer der Steuermann. Der Trommler, der den Takt angibt ist besonders wichtig. Mir ist es erst auf den Bildern aufgefallen, wie toll die rudern. Bei meinen Bildern ist es nur ein Boot, wo alle völlig gleichzeitig rudern (und eines, wo sie ganz aus dem Takt kamen). Sonst wird wunderbar versetzt gerudert. Ich glaube, die Rennstrecke war 800 Meter lang. Es gab drei Starts mit jeweils drei oder vier Booten gleichzeitig. Wer Gewinner war, konnten wir von unserer Stelle aus aber nicht mitbekommen. Das war dann schon alles. – Viel Gedränge war halt. Immer wieder haben sich welche an mir vorbei vorgedrängt, was mich nicht weiter gestört hat, weil die Chinesen ja doch alle viel kleiner sind als ich. Irgendwer hat sich aber wohl nicht nu vorgedrängt, sonder auch mein Handy mitgenommen. Viel Freude wird er damit nicht haben, es kann ja kein Chinesisch – Vielleicht kann er es gerade mal für 10 Yuan verkaufen. Ich habe zu Hause dann bei Vodafone angerufen. Die waren sehr freundlich, ich musste meine Telephonnummer und das Geheimwort sagen, dann haben sie die SIM Karte gesperrt. So kann niemand mein Guthaben verbrauchen, und ich kann auch nicht kostenpflichtig angerufen werden. Sie haben mir eine neue SIM Karte mit der gleichen Nummer angeboten, was ich recht gerne angenommen habe. Die Karte kostet 15 Euro, was mit dem eingezahlten Guthaben verrechnet wird. Das ist mir sehr lieb, ich brauche mich nicht anstrengen, das Geld zu vertelephonieren oder viele SMS zu tippen. – So wie Ihr schreibt, war die neue SIM Karte ja schon am Dienstag in Bruckmühl, das ging also wirklich sehr schnell. Ein neues Handy brauche ich dann noch. Ich will mich mal nach einem in China umsehen, oder ich kaufe ein gebrauchtes einfaches bei eBay (das ist möglicherweise doch noch billiger, 50 statt 100 Euro). Zur Zeit muß ich halt noch von selbst aufwachen, ich habe ja auch keinen Wecker mehr.
Nach dem Darchenboot Fest sind wir zu dritt noch Snack essen gegangen, das sind die vielen kleinen Gerichte, die ich einmal auf meiner Homepage hatte. Für drei Personen ist der Tisch schon wirklich sehr voll geworden. Einer der Studenten und ich haben ja kräftig gegessen, der andere Student hat nur ein bisschen gestochert. Es ist der, dem vor ein paar Wochen die Freundin weggelaufen ist. Da hatte er immer noch keinen Appetit. Wir haben es aber nicht geschafft, seine Portion auch noch ganz zu essen. Das war schon schade.
An dem Tag habe ich nichts mehr gegessen, am Sonntag habe ich mir dann das Spezialgericht vom Drachenboot-Fest warmgemacht. Es heißt Zongzi ist klebriger Reis in Bambus-Blättern. Im Reis ist entweder noch Fleisch oder süße Bohnen.
Am Sonntag Nachmittag war ich dann in der Stadt und habe mir ein bisschen was neues zum Anziehen gekauft. Meine eine schöne schwarze Jeans mit dem sehr kräftigen Stoff ist mir nämlich kaputt gegangen. Im Schritt völlig durchgescheuert, als wäre ich damit viele hundert Kilometer Rad gefahren. Eine Zeit lang habe ich sie ja trotzdem noch angezogen, habe mir dann aber doch ein Herz genommen und habe sie weggeworfen. Meine neue schwarze Jeans jetzt ist einfacher, hat ca. 10 Eur gekostet . Socken und ein Polohemd habe ich mir auch noch gekauft. Ich bin von den Kollegen sehr gelobt worden, wie viel Geschmack ich da habe, was ich anziehe sieht immer so toll aus. (Das Hemd hat 2.50 Eur gekostet). Ich frage mich ja, ob sie da nur schmeicheln wollen, oder ob Europäer für sie allgemein cool aussehen.
Morgen bin ich zum Geburtstag eingeladen. Frau Schwarz von der Deutschrunde wird 60 (oder 70?, ich weiß es nicht mehr und kann sie auch nicht schätzen). Da feiert sie und hat uns alle eingeladen, mir hat sie es extra schon vorher einmal gesagt. Eine Erscheinung ist sie schon, wie sie herumläuft. Was sie sagt hat auch Hand und Fuß, ist aber sehr kritisch und sie gibt ihre Kommentare ab, auch wenn sie nicht gefragt wird. Die Einladung freut mich aber auf alle Fälle.
Dann ist morgen noch ein Theater in der Uni. Ich dachte erst, das sei ein Studententheater, es kommt aber eine bedeutende Gruppe aus Peking und spielt an verschiedenen Universitäten. Da bekam ich von der chinesischen Deutschlehrerin eine Karte geschenkt. Ich muß sagen, die ist da oft recht aufmerksam. Ich müsste ja nicht in die Deutschrunde kommen und könnte meine Zeit schon auch anders besser nutzen. Daß ich da trotzdem komme, wird immer wieder mit ein paar Kleinigkeiten honoriert.
Heiß und diesig ist es jetzt. Heute war es zum Glück etwas kühler; in der Nacht geregnet hat es aber schon länger nicht mehr.