China 21.07. – 26.07.2005

Die Woche vor meiner Abreise war recht stressig, vor allem auch, weil ich eine neue Digitalkamera gekauft habe. Recht kurz entschlossen war ich ja zum Mediamarkt bei mir in der Nähe geradelt und habe mich da umgeschaut. So toll war die Beratung nicht. Das eine Panasonic-Modell hatte mir gefallen wegen Optik, Verwackelungsschutz usw. Sie hatten es aber nicht in klavierschwarz, was mir am besten gefiel. Die Empfehlung war, dass ich zum anderen Mediamarkt, 7km quer durch die Stadt fahre. Ich habe aber die Gelegenheit genutzt und mich erst mal im Internet über die Kamera informiert und dann auch im Saturn geschaut, was sie da kostet. Mediamarkt war aber wesentlich billiger, so bin ich also doch bis nach Prolis geradelt. Da war im Mediamarkt wenig los, und ich wurde wirklich ausführlich und freundlich beraten. Allerdings war ich mit der Camera ja nicht zufrieden. Der Verwackelungsschutz ist zwar schon gut, die Bilder, die ich in der Wohnung aufgenommen habe waren aber verrauscht wie ein altes Fernsehbild. Ich bin also am nächsten Tag noch mal hingeradelt und habe auf die hochgelobte Fuji Finepix F10 gewechselt. Auch die kann aber mit meiner 5 Jahre alten, 3.3 Megapixel-Kamera Nikon Coolpix 990 in der Bildqualität nicht mithalten. In einem Theater kann ich damit bestimmt keine Bilder machen. Schön klein und handlich ist sie aber, außerdem wirklich schnell. Das sind schon Vorteile, und ich tue sie vielleicht doch nicht wieder verkaufen… Die alte versuche ich auf alle Fälle reparieren zu lassen. Ich muß ja zugeben, ich habe öfter das Gefühl, dass die Coolpix schärfer sieht als ich selbst.

Am Samstag habe ich meine restlichen Sachen gepackt, gebügelt, Wohnung geputzt und mich auf den Weg gemacht. Der Flug ging glatt, am Sonntag wurde ich in Peking am Flughafen auch gleich empfangen. Die Zellen habe ich mühelos über die Grenze schmuggeln können. Gut 100 km waren es vom Flughafen nach Xinglong, der Heimatstadt der Studentin. Ihr Bruder hat da ein Gasthaus mit ein wenig Hotelbetrieb, da waren wir sehr freundlich aufgenommen und es gab gleich gutes Essen. Was bei den Nordchinesen aber anders ist: man wird schon sehr zum trinken gedrängt, Bier und Schnaps in rauen Mengen. Frisch angekommen, Jetlag, den ganzen Tag noch nicht viel gegessen usw. hatte ich da erst mal ja noch gute Ausreden. Die Stadt ist nicht so besonders groß, liegt aber sehr schön an der Bergen. Wir wollten die Zellen noch am gleichen Tag nach Chengdu schicken, es war aber schon zu spät. Wir hätten sie auch ordentlich verpacken müssen. – Ich war die Nacht in einem anderen Hotel untergebracht, recht fein. Abendessen gab es aber noch mal beim Bruder.

Am nächsten Tag sind wir schon sehr früh losgefahren in Richtung großes Grasland bei der Grenze zur Inneren Mongolei. Ein Fahrer hat uns gefahren; es war noch eine frühere Schulkameradin der Studentin dabei. Die beiden haben sich auf der ganzen Reise die meiste Zeit auf Chinesisch unterhalten, und ich war nur mehr Mitläufer. Das macht aber nichts, mir hat es auch so gefallen.

Meine Zellen hatte ich dabei, wir wollten sie von einem anderen Postamt aus verschicken. Da hat man meine Päckchen aufgemacht, wollte wissen, was das ist. Wie die Studentin sagte, das sind Zellkulturen, wollte man Unbedenklichkeitsbestätigungen. Da ich da nichts hatte, hat man den Transport abgelehnt. – Bei einer anderen Post sind dann nur die beiden Studentinnen hineingegangen, haben behauptet, es wären Färbelösungen. Da hat man die Flaschen sofort angenommen.

Irgendwo kurz vor dem großen Grasland sind noch eine befreundete Familie und ein Onkel der Studentin zu uns gestoßen, und wir sind in deren Kleinbus weiter gefahren. – Die Gegend selbst, der Saihanba Nationalpark war früher das Jagdgebiet der Kaiser. Jagdschlösschen oder so habe sie aber nicht gebaut, sondern sie waren da angeblich wirklich bodenständig. Es ist eine sehr schöne Gegend, landschaftlich man kann sich beinahe wie daheim fühlen. Die Gegend liegt ja auch etwa auf der Breite von Jugoslawien, in einer Höhe von 1500 m. Ein paar Besonderheiten gab es dann aber schon auch zu sehen, wie auf den Bildern oben und rechts. Die Mongolei ist nicht weit, in der Gegend wohnen auch viele Angehörige der mongolischen Minderheit. Daher die runden Zelte.

Ein anderer Onkel der Studentin ist in dem einzigen Ort dort Hotelmanager. Er hat aber Hotel und Restaurant an unterschiedliche Leitungen gegeben, so dass wir da nicht direkt untergebracht werden konnten. Wir hatten eher bescheidene Zimmer, chinesisches Klo, dafür aber auch kostenlos. Mir war das auch recht. – Zum Essen gab es auch viel, ländlich, was ganz anders schmeckt, herzhafter schmeckt. Sehr teuer soll es dort sein; es ist nun mal ein Gebiet für (chinesische) Touristen. Da der Onkel aber so eine wichtige Position hat, gab es alles billig, bzw. für uns sogar kostenlos; der Onkel hat alles übernommen. Dem trinken kam ich da aber nicht mehr aus, musste mehrere Wassergläser chinesischen gewürzten Schnaps und Bier trinken. Es hat mir zunächst auch nichts ausgemacht, aber ab Mitternacht hat mir der Bauch weh getan, Durchfall hatte ich, erbrechen musste ich (hatte ja auch viel zu viel ungewohntes gegessen), und das alles bei dem chinesischen Klo. Die ganze restliche Nacht konnte ich nicht mehr schlafen, weil mir alle Knochen weh getan haben, gefroren habe ich und raus musste ich auch noch öfter. Andere, die nichts getrunken haben, haben mir am nächsten Tag ähnliches gesagt. Da kamen wohl Kater und Darmgrippe zusammen. Das Frühstück habe ich ausfallen lassen, nur etwas gesüßten Blümchentee getrunken. Den habe ich auch noch gleich in den Hof erbrochen, dann war der Magen von allem Fremden ausgespült und mir ging’s wieder gut. – Wir haben an dem Tag eine große Safari durch das Grasland gemacht. Der Onkel hat einen Jeep, mir dem konnten wir ja recht gut fahren. Zum Teil waren es schon rechte Umweltsünden, wie er querfeldein gefahren ist, auch irgendwo durch einen Fluß durch. Die befreundete Familie mit ihrem Minibus ist das aber auch alles gefahren. Dass das ging, war schon eindrucksvoll. Wir sind da an einen See gefahren, Tretboot gefahren und haben uns dann noch in so einem Mongolen-Zelt ausgeruht. Da lag es sich recht schön. – Am Rückweg sind wir noch an einem anderen See vorbei, wo mal eine bedeutende Schlacht war. Damals hatte das Wetter ganz plötzlich umgeschlagen, so haben die Chinesen die Schlacht gegen die Hunnen gewonnen, und seitdem ist der See da. Viel besser als der See und die Landschaft hat mir aber diese Ziegenkutsche gefallen. – Auch zu solchen Sport/ Touristenfliegern hat der Onkel Kontakte. Da hätte es mir schon gefallen, mal eine Runde mitzufliegen. Das hat man mir aber nicht angeboten, obwohl ich recht deutliches Interesse gezeigt habe. Allerdings habe ich ja auch vorher immer gesagt, mein Bauch sei noch nicht in Ordnung…

Posted on: 26. July 2005Manfred Maitz