China 29.07. – 31.07.2005

Am Freitag sind wir zur großen Mauer gefahren. Die Mauer ist ja wo es möglich war auf Bergrücken gebaut, an der Basis ca. 6 m breit, oben 4 Meter. Ganz sicher bin ich mir nicht, ob in dem Bereich wirklich alles echt war. Die Steine waren u wenig verwittert, erst recht der Verputz dazwischen war sehr neu. Andererseits, warum sollte man ein so langes Mauerstück neu aufbauen? – Zur Mauer hinauf haben mich die Mädchen aber alleine gehen lassen, sie haben sich selbst weiter unten am Berg ausgeruht. Bei sengender Hitze bin ich dann ein gutes Stück Mauer entlang zu einem Turm gelaufen. Viele Stufen sind darin, und die sind recht hoch und unpraktisch zum gehen. Als Radweg ist die Große Mauer auf alle Fälle ungeeignet. Nach dem Mittagessen waren wir noch bei der Festungsstadt Huangya Guan. Sie soll eines der wenigen Tore durch die Mauer haben, was mir aber nicht ganz klar ist – das Büchlein, das ich gerade offen habe, schreibt von dem Tor auch nichts, dafür, dass die Mauer da 1985 wieder hergerichtet wurde. Das ist glaubwürdig.  Impos ant ist die Mauer mit ihren Wachttürmen aber auf alle Fälle. Da bin ich sehr viel gelaufen, auch alles alleine.

Am Abend sagte die Studentin, für den nächsten Tag steht eigentlich Peking an, aber sie kann nicht mehr. Ich soll alleine hin. Mit meinem GPS werde ich mich ja zurecht finden. Sie besorgt eine Bahnfahrkarte für mich und bringt mich am nächsten Morgen zum Bahnhof. Mir war’s auch recht. Im Zug in der Früh gab es keinen Sitzplatz mehr, ich musste drei Stunden zwischen den Abteils dicht eingepfercht stehen. Die Züge sind schon wirklich sehr überfüllt und fahren sehr langsam. Mein GPS hat da drinnen nichts empfangen, aber ich denke, 70 km/h ist das höchste. – Am Dresdner Flughafen habe ich mir einen Baedeker Reiseführer von China gekauft, der hat auch einen groben Stadtplan von Peking. Außerdem hat mir die Frau Schwarz grob erklärt, was wo ist, und wo das Hotel ist, wo wir eigentlich hin wollten. Zu dem Hotel, oder einem an ähnlicher Stelle bin ich dann auch gleich mit der U-Bahn gefahren. Der Preis war etwa das gleiche, wie das andere Hotel, man hat mich also nicht geneppt. Nach dem Einchecken bin ich gleich losmarschiert Richtung Platz des himmlischen Friedens, wo der Studentenaufstand militärisch niedergeschlagen wurde, und Verbotener Stadt, der Kaiserresidenz. Da habe ich ja den Fehler gemacht und die Entfernungen unterschätzt. 2-3 U-Bahnstationen von meinem Hotel hielt ich für nicht sehr viel. Ich bin aber sehr lange gelaufen und hatte nur noch eine Stunde für die Verbotene Stadt. Diese ganze große Palastanlage hat mich schon sehr beeindruckt, was man aber in Photos doch nicht so gut festhalten kann. Von der ganzen Anlage war aber nur der mittlere Bereich mit den Palästen zu besichtigen, sonst wurde überall renoviert und ausgebessert. – Sehr schön war noch der Palast-Park, den ich gerade noch so in den letzten Minuten anschauen konnte.

Danach bin ich noch ein bisschen durch die Stadt gebummelt und habe dann gemerkt, dass es genau in der anderen Richtung am meisten zu sehen gibt. Da bin ich wieder zurück, war im großen Park nördlich der Verbotenen Stadt, wo sich der letzte Ming-Kaiser erhängt hat. Der Park war auch sehr erholsam und hatte lange offen. Man hatte zum einen einen wunderbaren Blick von oben auf die Verbotene Stadt. Viele Pekinesen waren da, haben Gymnastik oder Schattenboxen gemacht. Dafür war sogar ein extra Lehrer da. Irgendwer hat im Stockfinstern Saxophon geübt. Die Finsternis hat er auch gebraucht… Insgesamt war es da recht erholsam. Danach bin ich noch etwas durch Einkaufstraßen gegangen und war gegen 11 Uhr in der Nacht in meinem Hotel.

Am nächsten Tag, dem 1. August, war Geburtstag der Chinesischen Armee. Man hat mir gesagt, dass da am Platz des Himmlischen Friedens Militärparaden und große Beflaggung wären, das wollte ich doch mal sehen. Wie ich in der Früh hinkam war aber (noch) keine Spur davon. So habe ich den Montag Vormittag nicht sehr viel nutzen können und nicht so viel neues gesehen. Ich habe noch gesucht, wo die Busse zum Flughafen losfahren, bin dann zum Hotel, habe ausgecheckt und bin mit der U-Bahn zu dieser Bushaltestelle gefahren.

Da hat man mich dann geneppt. Irgendwer ist erst aufgetreten wie der Busfahrer und hat mir gesagt, mit dem Bus erreiche ich meinen Flieger nicht mehr. Ich muß ein Taxi nehmen. Wie er mich zu einem Taxi gebracht hat, war es auch gerade seines, und ein nicht autorisiertes Taxi. Das habe ich auch gleich erkannt und bin trotzdem eingestiegen. Mein GPS habe ich zum Glück mitlaufen lassen und die Strecke isoliert protokolliert. So habe ich gewusst, wie lang sie ist, und dass er keine Umwege fährt. Einen irrsinnigen Preis wollte er dann von mir; dank GPS wusste ich immerhin ungefähr, was realistisch ist – und habe dann trotzdem knapp das dreifache davon bezahlt. Anders hätte ich vielleicht mein Gepäck nicht bekommen, oder er hätte mich in die Wildnis gefahren und da ausgesetzt. Was hätte man machen sollen. Gestunken hat es mir, dass ich darauf reingefallen bin, obwohl ich ihn fast von Anfang an durchschaut habe.

Ich Chengdu am Flughafen bin ich gleich groß empfangen worden. Huang Nan’s Frau als Fahrerin und gleich drei Studenten kamen um mich abzuholen. Das hat mich schon gefreut.

Die Zellkulturen, die wir am Montag per Expresspost abgeschickt haben hat der eine Student am Sonntag Nachmittag bekommen und gleich versorgt. Ich dachte ja erst, es wäre ein Problem der Post, es war aber die Poststelle der Uni, die sich so viel Zeit gelassen hat.

Posted on: 31. July 2005Manfred Maitz