China 26.08. – 01.09.2005

Das Rätsel mit meinen Stühlen hat sich geklärt. Die Frau von Huang Nan hat sie gekauft und bei Nachbarn deponiert. Die haben sie mir dann gegeben.

Trotz viel Schreibarbeit zur Zeit schaue ich, dass ich auch raus komme. Für letztes Wochenende hatte ich ja den Bambuswald südlich von Chengdu ausgesucht und habe zum Glück auch Studenten gefunden, die da mitgemacht und organisiert haben. Es sind die beiden, die mich damals auch zum Berg Qing Cheng eingeladen haben, außerdem der, der mit mir in Xi’An war. Der eine von dem Pärchen geht in Kürze zurück nach Peking, da wollte er sich noch mal bei mir für meine Hilfe bedanken. Er hat sich auch erinnert, dass ich nach der CD mit internationalen Liedern auf Chinesisch gefragt habe, zum Teil die schwermütige russische Seele, aber chinesisch oder La Paloma auch auf chinesisch. Die hat er mir besorgt. Außerdem auch noch ein paar CDs mit chinesischen Opern.

Bei der Reise, die Strecke von ca. 300 km fährt man mit dem Bus, haben wir uns ja erst etwas dumm angestellt. Die Studenten haben gemeint, der Bus ist vielleicht überfüllt, und man muß das Ticket unbedingt vorher kaufen. Sei haben mir aber nicht gesagt, von welchem Busbahnhof wir losfahren würden. Mit einem Studenten würde ich mich an der Uni treffen, und wir würden zusammen zu dem Busbahnhof fahren. Der hat sich aber auch erst getäuscht, wo der Busbahnhof ist, er wurde vor wenigen Jahren umverlegt. Auf alle Fälle war ich am nächsten Tag in der Früh etwas später dran, der Busbahnhof ist viel weiter weg als der Student am Abend vorher noch gedacht hat, o wurde der Student nervös, dachte, ich wäre vielleicht an einen anderen Treffpunkt gegangen und hat da geschaut. Nachdem ich niemanden gesehen habe, bin ich schließlich mit dem Bus in die Richtung gefahren, die man mir am Vortag gesagt hat, da war aber niemand. Da der Bus bis dahin abgefahren war bin ich wieder in meine Wohnung gegangen. Da hat man mich angerufen und gesagt, ich solle schnell mit dem Taxi kommen. Innerhalb einer Stunde kann ich das Ticket mit relativ geringem Verlust umtauschen. Das habe ich gemacht. Der nächste Bus dorthin ging am späten Nachmittag. Wir haben noch überlegt, ob wir vielleicht besser wo anders hinfahren, so dass wir das Wochenende besser nutzen können. Aber entweder gab es da auch keinen rechten Bus, oder die Studenten haben gesagt, beim Bambus-Wald regnet es nur wahrscheinlich, beim anderen Ort wissen sie aber sicher, dass es regnet. Bei so schlagkräftigen Argumenten sind wir also den Tag über durch Chengdu, durch einen Park gebummelt und dann am Nachmittag zum Bambuswald gefahren. Die Fahrt war viel länger als wir es gedacht haben, über fünf Stunden auf der Autobahn, dann kleine Landstraßen und auch ungepflasterte Wege. Wir sind am „Ursprung“ des Gelben Flusses Yangtze gefahren. Er entsteht aus der Vereinigung von zwei anderen Flüssen, da ist der Ursprung recht einfach definiert und er ist auch gleich ein recht ordentliches Wasser. Spät in der Nacht kamen wir an. Wir hatten Adressen und Telephon-Nummern von zwei Hotels. Zum billigeren davon wurden wir direkt gefahren, das andere ist einen guten Kilometer (man sagte uns zwei Kilometer) weg. Die Zimmer in dem Hotel waren nicht gerade Luxus, aber o.k.; das Doppelzimmer hat auch gerade 5 Euro die Nacht gekostet (das andere wäre 14, vielleicht könnte man auf 10 drücken). Die Studenten haben gefragt, ob ich damit einverstanden bin, ich hatte keine Schwierigkeiten, so sind wir geblieben. Zu Abend essen wollten wir da auch. Das hat zu einer längeren, recht heftigen Diskussion zwischen Studenten und der Wirtin geführt. Die Preise auf der Karte waren schon mehr als doppelt so teuer wie in Chengdu. Die Studenten konnten den Preis aber schon deutlich drücken. Geschmeckt hat es o.k., wie man es von so einem Hotel/ Gashaus erwartet, aber nicht, wie ich es in Chengdu für den Preis erwarten würde. Geschlafen habe ich gut.

Um 7 Uhr sind wir aufgestanden. Etwas neblig trüb war es am Sonntag, hat aber nicht geregnet. Während die Wirtin ja etwas eine Bissgurke war, war der Mann sehr nett und hat uns einige Tipps gegeben, was man sehen muß, und was wir mangels Zeit auch auslassen können. Wir sind Richtung Zentrum, Park marschiert, da hat sehr schnell ein Kleinbus angehalten, der uns dann die Strecke gefahren hat (auch nicht kostenlos). Er hat uns durchs Tor bis zum Bambus-See gefahren. Am See könnte man rudern, das wollten wir aber erst noch nicht, sondern mal frühstücken. Das haben wir getan und erhielten noch weitere Instruktionen, wohin wir gehen sollen und was wir ansehen sollen. Außerdem haben wir da die Speisekarte angeschaut. Die Preise waren praktisch die gleichen wie in unserem Hotel.

Yu XiaohuaSo gestärkt sind wir losmarschiert. Trotz Instruktionen sind wir zuerst in eine Sackgasse gelaufen, war aber auch schön. Wir haben eine Bambus-Boot/Floß-„Manufaktur“ (was auch sonst) gesehen. Die Bambus-Stämme werden für die Boote nämlich vorn etwas aufgebogen, das muß anscheinend mit Hitze fixiert werden, zumindest sind sie an dieser Biegung alle angekohlt. – Bis ans andere Ende vom Bambus-See sind wir gegangen, dann gab es bald keinen Weg mehr und wir sind umgekehrt.

Den richtigen Sightseeing-Weg haben wir auch gefunden. Es ist eine große Runde, was man da dreht.

Ein Stück den Berg ab durch schöne Landschaft an ein paar Quellen, Rinnsälen, Wasserbecken mit komischen kreisrunden Vertiefungen vorbei und vor allem durch sehr viel Nebel. So dichten Nebel habe ich nur selten gesehen.

Etwas weiter kommen dann die Tempel, wie es an so einem Platz natürlich sein muß. Besonders viele waren es aber nicht. Auch eine liegende Buddha-Statue gibt es, natürlich nicht so groß wie in Leshan. Da war es aber besonders neblig. Da darf man nicht über den Photoapparat schimpfen, wenn das Bild verrauscht ist.

Am wichtigsten ist eine kleine Höhle (eher eine Bucht im Felsen) mit einer recht hässlichen neuen Statue, aber einer Reihe viele hundert Jahre alter kleiner Buddhas. Die haben mir gut gefallen.

Überall am Weg konnte man verschiedene Wurzeln und Knollen traditioneller chinesischer Medizin kaufen, zu recht hohen Preisen, wie wir fanden. Was es genau ist und wofür konnten mir die Studenten aber nicht erklären. Lustig sahen ja diese Schafe, oder was es sein soll aus.  Man hat mir gesagt, sie helfen gegen Rheuma und Arthrose. Anscheinend muß man einen alkoholischen Extrakt davon machen.

Wir hatten ja gehofft, dass es mehr lokale Spezialitäten als Snack unterwegs gibt, da war aber nicht so viel. Typisch ist ein Reis, der in Bambus-Rohren gegart wird. Der, den wir gegessen haben, war aber angeblich nicht richtig zubereitet. Es war halt ein Stück Bambus abgeschnitten, auch nicht frisch, sondern schon ein paar mal benutzt, darin war normaler Reis, manchmal mit Mais-Schrot gemischt und das ganze im Dampf gegart. Der Reis kann nicht so gut aufgehen und ist dadurch unten etwas klebriger, schmecken tut er aber nicht anders. Ein Student kommt auch aus einer Bambus-Gegend. Da wird das anders zubereitet. Der Reis (gewürzt) wird in ein kleines Loch in ein frisches Bambus-Segment gestopft und dann über dem Feuer gegart. Da nimmt der Reis dann viel mehr Geschmack an. – Sonst gab es noch Klebreis mit süßen Soja-Bohnen in Bambus-Blätter eingewickelt. So ähnlich, wie ich es vom Drachenboot-Fest kenne, aber anders gefaltet.

Souvenirs aus Bambus gibt es natürlich auch viele. Vor allem werden Gesichter geschnitzt, die Wurzeln als Bart oder Haare. Aber auch Konfuzius-Figuren dürfen nicht fehlen. – Beeindruckt haben mich ja die Bambus-Stühle dort. Sie sind eigentlich nicht größer als das Stühlchen das wir als Kleinkind hatten, da habe ich sie auch für Kinderstühle gehalten. Sie werden aber von erwachsenen Leuten benutzt. Und so viel kleiner sind die Chinesen dann doch nicht als wir.

Nach dieser Runde sind wir noch auf dem Bambus-See gerudert. Das war recht lustig. Die Boote ließen sich nur sehr schlecht lenken (oder wir haben es nicht gekonnt), und zum Teil war auch ein rechtes Gedränge auf dem See. Gekentert ist aber kein Boot, wir sind auch sonst nicht besonders nass geworden.

Wir haben uns noch den Gesichter-Bambus angeschaut, wo die Segmente nicht so ringförmig sind wie sonst. Interessant wird das Photo eigentlich nur durch den Gockel, der dazwischen herumgelaufen ist. Wir waren auf der Jade-Straße, einer roten Sandstein-Straße, links und rechts sehr schön von Bambus gesäumt. Dann sind wir ins Bambus-Museum gegangen. Das einzige Museum, das ganz dem Bambus gewidmet ist. Besonders groß war es deshalb auch nicht. Es gab eine Übersicht über die Gegend, die Bambus-Arten, die es hier und überhaupt gibt und über die Versteinerungen, die man hier gefunden hat.

Danach sind wir noch zu einem größeren Wasserfall gegangen. Mir hat der sehr gut gefallen, weil er ein bisschen so aussieht, wie der Uracher Wasserfall und den sogar übertrifft. Feuersalamander gab es aber keine. Die Art Wasserfall gefällt mir besser als der Rheinfall oder Niagarafälle. Ich habe mir überlegt, ob der im Winter auch zufriert. – Die Studenten fanden ihn ein bisschen mickrig. Die haben halt nicht diese Kindheitsprägung.

Nachdem wir da so schön durch den Bambus-Wald marschiert sind, habe ich noch ein paar extra eindrucksvolle Bambus-Bilder gemacht, die sicher die letzte Zweifel ausräumen, ob ein Bambus-Wald nicht doch eher so was wie ein Maisfeld ist – auch wenn die Biologen da wahrscheinlich zustimmen würden. – Wie alt die einzelnen Pflanzen sind und werden ist mir aber nicht klar. Es waren alle praktisch gleich groß und es gab kein Unterholz, auch keine halbhohen Stämme. Allerdings waren die Ringe an einigen Stämmen fast weiß, an den anderen sehr dunkel. Das müssen wohl alte und junge Pflanzen sein. Der Weg zum Wasserfall war auch mit Steinplatten ausgelegt, da waren oft Steinplatten ausgeschnitten, weil ein Bambus durchgewachsen ist. So etwas würde man für eine einjährige oder sonst nur sehr kurzlebige Pflanze bestimmt nicht tun.

Danach waren wir Abend essen. Ich wollte ja gut essen gehen. Ein Gasthaus, das wirklich nach gehobener Klasse aussieht gab es da aber nicht. Wir waren dann in einem der schönsten. Die Preise waren ähnlich, wie wir sie schon kannten. Auch da konnte man einen Gesamtpreis festsetzen, ein bisschen wählen, was man will und sich dann überraschen lassen. Für 100 Yuan bekamen wir 9 verschiedene Gerichte mit Bambus und verschiedenen Bambus-Pilzen, auch ein paar normale Gerichte. Es hat gut geschmeckt, war aber nicht so wirklich sehr gut zubereitet. – Die Gegend könnte sich touristisch noch ein bisschen besser präsentieren. Vielleicht tut sie es auch, wir waren aber auch völlig außer der Saison da.

Übernachtet hat das Studenten-Pärchen dann in dem besseren Hotel. Sie hat angeblich Probleme mit der Haut, eine Allergie, da hatte sie in dem einfacheren Hotel Schwierigkeiten. Im besseren Hotel hat sie auch die Zimmer der 3-Sterne-Abteilung der der 2-Sterne-Abteilung vorgezogen. An die Allergie kann ich dabei ja nicht so ganz glauben, aber das kann mir egal sein. – Ich hatte ein paar Sachen in meinem anderen Hotelzimmer liegen lassen . Mit den anderen Studenten zusammen haben wir also wieder dort übernachtet.

In der Nacht und am Morgen hat es dann gewaltig geregnet. Richtige Sturzbäche gelbbrauner Brühe sind die Straßen hinuntergelaufen. – Wie wir dann bei Tag am Yangtze vorbei gefahren sind, habe ich die Farbe da auch gesehen, und er hat den Namen Gelber Fluß wirklich zu Recht.

Nach den Startschwierigkeiten dieser Reise (die aber letztlich keine Konsequenzen hatten), habe ich es nun noch fester vor, mir hier ein Handy zu kaufen. Ein Student will sich auch eines kaufen. Er hat sich da so informiert wie Papa über die Digitalkameras. Vielleicht gehen wir dieses Wochenende zusammen zum Handy-Markt.

Posted on: 1. September 2005Manfred Maitz