China 10.09. – 15.09.2005

Am nächsten Tag stand Suzhou auf dem Programm. Wir sind mit dem Bus hingefahren, mussten eine halbe Stunde warten und sind dann eine gute Stunde gefahren. Suzhou ist bekannt für seine klassischen Gärten, außerdem gibt es ein Theater-Museum. Wir sind ja recht schnurstracks mit dem Bus zum ersten Garten gefahren, den Lingering Garten. Der war sehr schön. Ich habe mit gedacht, in dem Haus und Garten ließe es sich schon leben. Der Garten ist klein, trotzdem haben wir uns recht lang darin aufgehalten. – Danach haben wir etwas zum Essen gesucht, wollten eigentlich mehr ins Zentrum der Stadt, sind einem Rikscha-Fahrer über den Weg gelaufen, der und ein Restaurant außerhalb empfohlen hat (und natürlich auch hingefahren hat). Das war uns aber zu groß und teuer; gleich daneben war etwas, was unserem Hunger mehr entsprochen hat und auch sehr gut war. – Wie wir raus kamen war der Rikscha-Fahrer immer noch da und hat gemeint, er kann uns für den gleichen Preis wieder zurück fahren. Wir ließen uns beraten, welchen Park wir nun am besten ansehen. Er empfahl uns keine der bekannten, die sind zu teuer und überlaufen. Ein anderer ganz in der Nähe hat praktisch das gleiche, ist viel billiger, und eine Bootsfahrt und Tee sind kostenlos. Er hat uns natürlich auch da hingefahren. Der Park war dann so auch wirklich sehr schön, es war nicht so viel Besonderes gedrängt. Es war entspannend. Hahnenkämpfe gibt es da auch, haben wir aber (zum Glück) nicht erwischt. – Bei der Schinackl-Fahrt und beim Tee, was ja beides im Eintritt inbegriffen ist, wurden wir dagegen schon eher abgefertigt.

Wir haben danach noch schnell ein Taxi zum Theater-Museum genommen, das hatte aber schon lange zu. Das Taxi hat uns ohne Aufpreis wenigstens noch ins Stadtzentrum gefahren. Auch da gibt es so eine Touristen-Einkaufszone. Wir haben nur ein paar Süßigkeiten gekauft und uns wo gemütlich hingesetzt und die gegessen. Dann zur Bushaltestelle und zurück. Es gab aber an dem Tag keinen Bus mehr. Wir sind zum Bahnhof, Züge sind zum Glück noch gefahren, wir mussten aber lang warten. Angeblich gäbe es keinen Sitzplatz, gab es aber doch, war nur nicht zum Reservieren. Der Zug, ein normaler Zug, ist bis 100 km/h gefahren. – Geregnet hat es und relativ windig war es auch. Ein früherer Studienkollege von dem Studenten, der in Hangzhou wohnt, hat gesagt, dass dort Taifun ist, das Wetter ist wirklich schlecht. Wir sollen es uns überlegen, ob wir kommen. Im Fernsehen haben wir dann auch Bilder vom Khanun gesehen und Berichte gehört. Da haben wir schon einen Plan B gemacht.

Am Montag Morgen war das Wetter in Shanghai gut und auch in Hangzhou, so sind wir nach dem ursprünglichen Plan gefahren. Hinweg wieder mit dem Bus. Hangzhou mit dem Westsee ist einfach landschaftlich sehr schön. Das hat man schon früher erkannt und so einige Pagoden und Tempel gebaut, die aber im einzelnen nicht so bedeutend sind, dass man sie alle ansehen muß. Wir haben am ersten Tag nur Fahrräder ausgeliehen und sind um den See geradelt. Mit meinem Rocky Montain kann das Rad ja nicht mithalten. Recht teuer war dieser Verleih aber schon. Ich schätze den Wert von so einem Rad auf vielleicht 200 Yuan (so viel Kaution wurde auch verlangt). Wenn die Stunde 10 Yuan kostet, dann hat sich so ein Rad schon nach einem Tag für den Verleih-Service bezahlt. In die Wartung wird anscheinend auch nichts hineingesteckt.

Das andere, wofür Hangzhou bekannt ist, ist der Tee. Dort wächst der berühmte Drachenbrunnen-Tee. Ein Tee -Museum gibt es auch, das war mir natürlich wichtig (Seidenmuseum gab es auch, das war mir weniger wichtig; Apotheken-Museum und Museum für traditionelle chinesische Medizin wären wieder spannender, haben wir aber nicht geschafft). Im Tee-Museum waren verschiedene Tees und ihre Herstellung und die Entwicklung über die Zeit gezeigt, Teegeschirr aus den verschiedenen Dynastien. Außerdem waren Teehäuser verschiedener Provinzen aufgebaut. In dem von Yunnan haben wir uns photographieren lassen. – Einen Teegarten zum Museum gibt es auch. Im Moment ist aber nicht all zu viel los.

Zum Abendessen hat uns der Freund von dem Studenten in ein sehr feines Restaurant eingeladen. Leider hatte er danach nicht viel Zeit, weil er noch eine Vorlesung vorbereiten musste. Wir sind noch allein etwas durch die Stadt, die wirklich sehr schön ist. Dann sind wir relativ zeitig ins Bett. Von der Radelrunde auf diesen Rädern waren wir schon beide recht geschafft.

Auch am nächsten Tag waren wir in Hangzhou, dieses Mal nicht mir dem Rad, sondern mit dem Bus unterwegs. An der Bushaltestelle bekamen wir von Einheimischen gleich eine Menge Ratschläge. Wir waren wieder mehr in der Landschaft, haben einen keinen Wasserfall gesehen, waren dann im Ort Drachenbrunnen, was schon ein recht kleines Nest ist. Auf dem Weg dahin hat uns gleich eine Einheimische geschnappt, viel erzählt, was ich nicht verstanden habe und dann zu sich ins Haus eingeladen. Wir bekamen natürlich selbst gepflückten Tee angeboten, erfolgreich mit dem Hintergedanken, dass wir auch welchen kaufen. Die Frühlingspflückung schmeckt auch wirklich wunderbar duftig, wie ich es bei einem grünen Tee selten habe. Sommer- und Herbstpflückung hatten wir zum Vergleich. Sommer wurde schnell bitter, der Herbst war dagegen schon wieder fein.

Ich dachte ja, es gibt da wirklich einen Drachenbrunnen, die Frau sagte aber, der Ort sieht nur von oben so aus. – Später sahen wir ein Photo, dass es den Brunnen doch gibt.

Wir sind weiter gelaufen. am Straßenrand gab es nette Biergärten (Teehäuser). Obwohl es für das Mittagessen noch etwas zeitig war, sind wir da hin gegangen, dachten, es ist schön und sicher nicht so teuer. Tee bekamen wir sofort serviert. Wir haben eine Portion Shrimps gegessen, außerdem Esskastanien mit Schweinefleisch und eine Suppe. Es hat gut geschmeckt, wie man es für so einen Platz (Heurigen-Gaststätte oder so) erwarten kann. Bei der Rechnung waren wir aber schon schockiert. Das bisschen hätte über 100 Yuan kosten sollen, in einem Luxus-Gasthaus wären wir billiger. Allein 15 Yuan pro Person für den Tee. Auf die Nachfrage hieße es, dass wir hier ja auch einen wunderschönen Platz haben. Wären wir ein paar Tage später gekommen, hätten die Bäume über uns geblüht, was eine herrliche Atmosphäre macht… Ich glaube, um sechs Yuan haben wir den Preis drücken können und nur 100 gezahlt. Mich hat es mehr amüsiert, als dass es die Laune verdorben hätte.

Wir sind dann zum Tigerpfoten-Brunnen. Ein Mönch soll da geschlafen haben, und im Traum ist ihm ein Tiger erschienen. Am nächsten Tag kam der in echt und hat mit seiner Pfote die Quelle freigelegt. Sie hat das beste Wasser für den Drachenbrunnen-Tee. Manche Teehäuser kommen da wirklich mit vielen Tanks und Kanistern und holen Wasser für ihren Tee. Ich habe meinen Trinkrucksack gefüllt. Das Wasser schmeckt wirklich sehr angenehm. – Im Teehaus dort hätte es auch eine Vorstellung geben sollen, doch leider ist die an dem Tag ausgefallen.

Eine Reisegruppe aus Peking war da, und wir haben gefragt, was die Leute für die Reise gezahlt haben. Da war meine Lösung mit persönlichem Führer immer noch billiger.

Danach sind wir hinunter zum See und haben zuerst eine Pagode besichtigt und bestiegen. Drum herum war auch ein sehr schöner Park angelegt. Danach haben uns eine Runde über den See rudern lassen. Der Ruderer da war sehr gesprächig, hat viel erzählt und erklärt. Manches hat man mir übersetzt. Nach einer kleinen Runde am Goldfisch-Teich, wo wir gleich drei Hochzeitspaare beim Phototermin gesehen haben, sind wir zum Bahnhof und nach Shanghai zurück gefahren.

Einchecken in dem Uni-Hotel für den Spezialtarif war etwas schwierig, hat aber geklappt. Am nächsten Morgen sind wir schon um 5 Uhr aufgestanden, damit wir noch ein Taxi bekommen und vor 6 Uhr bei der Bushaltestelle zum Flughafen sind. Das hat alles funktioniert. Der Rückflug war pünktlich und problemlos. Keinerlei Sturm. Auch zur Uni hatten wir ein recht günstiges Sammel-Taxi.

Ich dachte, wir würden dann noch zusammen Mittag essen, der Student ging aber gleich in seine Wohnung und sagte, wir sehen uns am Nachmittag. Da kam er aber nicht ins Labor. Ein anderer Student hat mir erzählt, er hätte ihm als erstes seine wund gelaufenen Füße gezeigt – vier Wasserblasen hat er – und sich dann ins Bett gelegt und geschlafen. Studenten von heute halten auch nichts mehr aus. Es muß ihm aber sehr gut gefallen haben, hat er mir auch gesagt.

Wie ich zurück kam, waren die Wahlunterlagen zur Bundestagswahl da. Express-Post dauert aber fünf Tage. Angegeben auf dem Couvert ist auch eine Postfach-Adresse, an die so ein Express-Bote nicht liefern kann. Das wäre also reine Geldverschwendung. Da gehöre ich dieses Mal also auch zu den Nicht-Wählern.

Posted on: 15. September 2005Manfred Maitz