China 25.09. – 06.10.2005

Eben ist mit anscheinend das Netzteil zu meiner externen Festplatte durchgebrannt. Ich hoffe, dass es wirklich nicht mehr ist. Ich dachte ja, ich bin schlau und nehme das Umschalt-Netzteil von meinem Weltempfänger. Das bringt aber nicht die nötige Leistung. So läuft im Moment gar nichts.

Diese Woche ist hier Nationalfeiertag und von unserer Abteilung niemand in Institut, außer einigen Studenten, die für die kurze Zeit nicht heim können und im Institut wenigstens einen Internet-Rechner haben. Ich habe es noch nicht verstanden, ob man die freien Tage (teilweise) einarbeiten muß. Ich bin zurzeit sowieso oft an Wochenenden im Labor; Studenten merken, dass meine Zeit zu Ende geht und wollen noch eine Menge Versuche machen, für die sie mich brauchen. Ich habe nichts dagegen, Freizeit und Reisen tue ich anders planen.

So war ich diese Woche Dienstag und Mittwoch mit einem Kollegen im Skigebiet Xiling, dem Schneeberg, über 3000 Meter hoch und gerade gute 100 km entfernt von Chengdu. Schnee lag zwar keiner, aber ordentlich frisch und feucht war es schon. Da habe ich mich wieder gefreut, dass ich diesen Winter nicht in Chengdu verbringen werde.

Wir sind am Dienstag früh mit den Bus hingefahren; das letzte Stück ging nur per Seilbahn. Für das Hotel habe ich ein Einzelzimmer gebucht und dafür etwa 5 Euro Aufpreis gezahlt. Der Kollege ist mit seiner Frau gefahren, und mit jemand fremdes wollte ich kein Zimmer teilen. Irgendwie war diese Buchung aber nicht richtig weitergegeben worden und man wollte mich erst mit jemand anderes in ein Zimmer stecken. Nach kurzem Protest bekam ich ein Einzelzimmer, und der Aufpreis hat sich wirklich gelohnt. Ich bekam anscheinend die Fürsten-Suite, oder so was. Während die Doppelzimmer-Kollegen normale Hotelzimmer hatten, hatte ich ein Wohnzimmer mit Polstermöbeln, ein Schlafzimmer mit einem großen Bett und zwei Badezimmer, davon eines mit einer normalen Badewanne und eines mit Whirlpool. Sogar an den Bildern an der Wand hat man den Unterschied gemerkt, obwohl die Drucke ja gleiche Qualität hatten. Die anderen hatten Landschaftsbilder, wo nur der röhrende Hirsch gefehlt hat, während ich hatte da schon viel gehobeneres. Das war’s aber auch schon mit den Unterschieden. Die Heizung war überall noch ausgeschaltet, es gab aber Heizdecken im Bett. Warmwasser gab es am Abend auch nur von 2130 bis 23 Uhr und in der Früh vor dem Frühstück.

Am ersten Tag sind wir noch mit einem zweiten Lift weiter zum Gipfel hinauf gefahren, die Liftfahrt hat 35 Minuten gedauert, und wir kamen auf eine Höhe von 3200 Metern. Da sind wir noch ein paar Stunden gewandert. Landschaftlich ist es sehr schön, einiges ähnlich wie in den Alpen. Manche Pflanzen sind halt anders. Am Ying-Yang-Felsen kamen wir auch vorbei. Das ist so eine Wetterscheide, oft ist es auf der einen Seite schön, auf der anderen wolkig. Auch auf die Flora wirkt sich das aus. Wie wir da waren war es aber überall neblig. Sicht hatten wir leider wirklich keine.

Nach dem Abendessen gab es noch eine gemeinsame Show der verschiedenen Hotels am Ort für ihre Gäste. Was wie eine Folklore-Show für Touristen anfing, ist dann aber recht schnell entartet. Mit hat schon der Moderator mit seinem Moik-ähnlichen Auftreten nicht gefallen. Dann mussten die Zuschauer schunkeln und um ein Lagerfeuer tanzen; ich wollte mich ja ein paar mal ausklinken, wurde von den Kollegen aber immer wieder eingeschleust. Danach gab es nur noch Disko-Musik. Am Lagerfeuer wurde auch ein Lamm und ein Huhn gegrillt. Das Fleisch wurde dann kostenlos an die Gäste verteilt. Da gab es natürlich nur ein winziges Bröckchen, hat aber gut geschmeckt.

Der Ort hat (oder ist) einen großen Freuzeitpark mit Radelrutsch, elektrischer Schiffschaukel, Fesselballon (und der ist wirklich gefesselt), Autos, die im Matsch fahren dürfen und Gras-Skifahren. Es gab auch eine lange Rutschbahn vom unteren Drittel der langen Seilbahn bis ganz unten. In unserem Reisepaket hatten wir das Gras-Skifahren, auch die Schiffschaukel durften wir kostenlos benutzen. Für das Gras-Skifahren bekamen wir alle Schutzkleidung gegen den Matsch, Skischuhe und spezielle Skier, die so ähnlich wie Panzerketten funktionieren. Damit bleibt das Gras tatsächlich halbwegs intakt. Recht langsam ist man damit aber schon gerutscht. Nach kurzer Unsicherheit war ich gleich wieder drin im Skifahren. Am Anfang bin ich noch im „Schuß“ runter gefahren und unten in den Matsch hinein, bis der mich zum Stehen gebracht hat. Dann habe ich mich sogar getraut, vorher eine Kurve zu machen und so anzuhalten. Mich hat es nie geschmissen. Die Kollegen sind noch nie Ski gefahren, da sind ständig die Skier auseinander gelaufen und sie haben sich hingesetzt. Da hat man mich am Hang allgemein bewundert, das ist mir für meine Ski-Künste sonst auch noch nie passiert. Ich habe eher die anderen bewundert, wie sie immer wieder aufgestanden sind und einen neuen Versuch gestartet haben.

Am Rückweg waren wir noch bei einer heißen Quelle, in einem Solebad. Es hat schon recht nach fauligen Eiern gestunken, beim Schwimmen auch salzig geschmeckt. Über eine Stunde waren wir drin. Wofür es gesund ist, hat man mir aber nicht sagen können. Gemerkt habe ich nichts, außer dass ich eine sehr rote Haut bekommen habe. Ich habe mir dafür auch extra ein hübsches Badehöschen gekauft, es hat gerade mal zwei Euros gekostet.

Der Ausflug insgesamt war sehr schön und hat mir wirklich viel Spaß gemacht.

Morgen (Freitag) ist wieder so ein Kommunisten-Ausflug, wo ich eingeladen bin. Ich denke, das wir so ablaufen wie immer: man fährt zu einem Biergarten (Teehaus), macht eine halbe Stunde ein paar alberne Spielchen, dann sitzt man da, trinkt Tee und spielt Mahjong. Es gibt ein gutes Mittagessen (hoffentlich muß ich nicht wieder so viel Alkohol trinken), dann geht es weiter mit Tee und Mahjong bis zum (weniger guten) Abendessen.

Zur Zeit ist hier auch eine internationale Blumenschau. Anscheinend bin ich da aber schon zu spät. Die Studenten haben mir erst vor kurzem davon gesagt und behaupten, die Ausstellung geht noch lang. Ich habe gerade im Internet geschaut: Demnach soll die Ausstellung vom 28.09. bis 07.10. sein, also gerade verpasst. Allerdings hatte ich schon im Frühjahr davon gehört und hätte mir ja etwas notieren können. – Auch Puppentheater gab es angeblich hier gerade in dieser Zeit. Da will ich die Studenten aber noch mehr nerven, bis sie irgendwo eines finden.

Posted on: 6. October 2005Manfred Maitz