China 17.10. – 27.10.2005

Meinen Heimflug habe ich noch nicht gebucht, aber immerhin mal eine Preisauskunft eingeholt. Anfang der Woche gab es die Preise für November noch nicht; heute habe ich den aktuellen Preis bekommen. Der ist auch tatsächlich – wie ich spekuliert habe – etwas billiger als beim Hinflug, so dass ich mit den beiden Einwegflügen unter 1000 Euro bleiben werde.

Ich hatte gerade zwei Studenten bei mir, die ich zum Abendessen eingeladen hatte. Beim Einkaufen kam mir die Idee, ich könnte die beiden doch einladen und ein bisschen mehr kaufen. Die waren auch gleich bereit. Es gab Beefsteak, was anderes kann ich hier nicht recht machen. Beim Abspülen danach haben sie gleich fleißig Hand angelegt und selber gespült. Ich bin aber lieber beim Abspülen dabei geblieben, es gab auch so eine Menge Überschwemmung, und ich musste danach die Küche wischen.

Frau Schwarz hat mich auch noch zum Essen eingeladen. Am Freitag war ich bei ihr, habe ein paar Bücher zurück gebracht und noch einen Rotwein mitgebracht. Dieses Mal konnte ich etwas zeitiger wieder gehen, während es ja sonst immer drei Uhr in der Früh war, konnte ich mich dieses Mal schon um ein Uhr verabschieden. Mal sehen, wann es zum nächsten Treffen reicht.

Seit dieser Woche habe ich eine Baustelle vor meiner Wohnung. Irgendwie wird anscheinend mitten in der Straße ein großes Loch gemacht. Mit dem Gerät, das da steht, könnte man auch nach Öl bohren oder Öl fördern. Kollegen vermuten aber eher, es hätte was mit der U-Bahn zu tun, die in Chengdu gebaut werden soll. Die Linienführung kennen sie aber nicht. Gearbeitet wird da ziemlich Tag und Nacht. Tagsüber, wenn man daneben vorbei geht, hört man es kaum, anscheinend schirmt der Bauzaun einiges ab oder dirigiert den Krach nach oben. Meine Wohnung und v.a.. mein Schlafzimmer scheinen dagegen genau in einem Schalltrichter zu liegen. Bis lang nach ein Uhr muß ich mir den Krach anhören, den ich –im Gegensatz zum Autolärm- nicht einschläfernd finde.

Nun aber die Fortsetzung meiner Schiffsreise. Nach dem ersten hat es ein bisschen gedauert, bis ich einschlafen konnte. Vom Bad/ Klo her hat es immer so geschmatzt und gegluckert. So sehr lang hat es aber auch nicht gedauert, bis ich schlafen konnte. Am nächsten Tag hieß es auch wieder bald aufstehen. Um 530 Uhr waren wir nämlich schon bei der ersten der drei Yangtse-Schluchten. Die Reiseführerin hat kurz vorher mal an unserer Türe geklopft Ich war da schon wach, die Studentin hat glaube ich weiter geschlafen. Jedenfalls ist sie nicht aufgestanden. Ich bin hinausgegangen und habe mir die Qutang Schlucht geschaut. Einige Reiseführer haben etwas erklärt, aber alles nur auch Chinesisch. Sehr viel zu sehen war aber nicht. Um halb sechs Uhr ist es da einfach auch noch finster; Sonnenaufgang war erst kurz vor sieben Uhr. Da gab es um die Zeit noch nicht mal sehr viel Dämmerung, gerade die Schiffsscheinwerfer haben etwas angestrahlt. Nach einer halben Stunde waren wir waren wir durch. Die Kabinengenossen schliefen immer noch, und ich habe alleine gefrühstückt.

Ein paar Stunden später waren wir bei Wushan, die Kabinen-Genossen gingen da von Bord. Wir auch, aber für die Tour auf dem Fluß Daning, wo die kleineren Schluchten sind. Da gab es erst Verzögerungen. Es gab nämlich sehr schöne Schiffe für diese Tour. Die meisten durften auch mit so etwas fahren, nur für unsere Reisegruppe war angeblich kein Platz mehr darauf. Weil wir aber nicht mehr sehr viele Leute waren, hätte man uns etwas sehr kleines angeboten, was mehr wie ein Gewächshaus aussah. Dagegen gab es Proteste. Dann hätte man uns ein zweites, genauso Gewächshaus-ähnliches Schiff angeboten. Es wurde weiter protestiert, und das hat genutzt. Nach insgesamt etwa einer Stunde Wartezeit konnten wir bei einem anderen, schönen Schiff zusteigen. Da saßen wir dann oben, man hat schon mehr gesehen. Die Landschaft war wunderschön, das Wetter auch. Es war sonnig und recht warm. Zweimal haben wir kurz Halt gemacht. Auf einer Halb-Insel gab es eine Menge Souvenir- und Lebensmittel-Stände. Jeder bekam auch einen Gutschein, für den man in einer Bude einen Dreischluchten-Stein bekommen konnte. Wenn es etwas geschenkt gibt, stehen Chinesen wohl immer Schlange. Ich habe da nicht mitgemacht, die kleine Chinesin hat sich aber überall durchgezwängt und nach einiger Zeit tatsächlich einen Stein ergattert. Es gab aber nur einen pro Person, auch bei zwei Gutscheinen. Es war ein winzigkleines buntes Kieselsteinchen. Früher konnte man die selber sammeln, seit dem Damm aber nicht mehr. Dann war da noch ein Fernrohr aufgebaut, durch das man für drei Yuan hindurchgucken konnte. Man sagte, da kann man einen Sarg in einer Felsbucht sehen. Die Ba-Minorität, vor mehr als 2000 Jahren hat ihre Fürsten und Adligen so bestattet, in einem Holzsarg, völlig unzugänglich an einer Felswand, oft sogar unter einem Überhang in irgendeiner kleinen Bucht abgestellt. Es ist immer noch ein Rätsel, wie sie das bewerkstelligt haben. Vor allem am Yangtze soll es viele geben. – Ich habe durch das Fernrohr geschaut und erst mal nichts gesehen. Die Frau hat es mir dann eingestellt; irgendwer hatte das Fernrohr verwackelt.

Beim zweiten Halt gab es wieder viele Souvenir- und Imbiss-Buden, und man hat uns einen buddhistischen Tempel versprochen. Dafür muß man aber 10 Yuan Eintritt zahlen. Das habe ich gemacht, die Studentin wollte nicht mit. Habe mir ja was recht tolles vorgestellt, an solchen landschaftlich schönen Stellen haben die Buddhisten ja immer sehr früh Tempel gebaut. Hier war es aber enttäuschend. Eine kleine Hütte und eine Plastik-Buddha-Statue davor, das war schon alles. Der Weg war allerdings sehr schön, man hatte einen sehr schönen Blick von etwas höher auf Fluß und Schluchten. Interessant waren auch die Tropfsteine, die da an der Felswand gewachsen sind.

Irgendwo gab es dann auch da so einen Sarg im Felsen zu sehen; viel war aber nicht zu erkennen.

Ein bisschen weiter kamen wir noch zu einem kleinen Nebenfluß, für den dieses Schiff zu groß war. Dort sind die Mini-Schluchten Wir mussten in kleinere Boote umsteigen Früher war das Wasser da nur 1.50 Meter tief, nun sind es vierzig. Wir mussten Schwimmwesten anziehen und an beiden Seiten des Flusses gab es immer wieder Posten der Wasserwacht. Der Bootsführer stand immer so vorn am Boot, dass er einige an Aussicht verdeckt hat. Dafür hat er aber gesungen, klassische, chinesische Volkslieder. Das war sehr schön. Besonders gefallen hat uns allen der Hut, den er aufhatte, einfach aus Kokos-Bast. Viele Touristen haben sich den auch aufgesetzt und sich damit photographieren lassen. (Bei so was mache ich natürlich nicht mit). – Der Mann kennt das schon, und mag es wohl auch nicht so recht; jedenfalls hat er unter dem Hut eine Schildkappe getragen. Vielleicht hat ihn der Kokos-Bast auch nur zu sehr gekratzt. Manche andere Bootsführer hatten zusätzlich noch ein klassisches chinesisches Gewand an.

Danach ging es wieder zurück zu unserem Schiff. Die Mini-Schluchten und die kleinen Schluchten waren landschaftlich schon wirklich wunderbar. Das war es auch, worauf es der Studentin am meisten ankam. Ihr Zimmergenossin kommt von da und hat wohl oft geschwärmt. – Mehrfach sah man am Ufer die Marke 175 Meter: So hoch wird 2009 das Wasser stehen. Da wird sich schon noch mal viel verändern. Die Drachentor (Longmen)-Brücke, mehr als 100 Meter hoch und sehr berühmt muß dann auch gesprengt werden.

Wären wir schlau gewesen, wären wir von da am Sonntag Mittag nach Chongqing und Chengdu zurück gefahren. So schlau waren wir aber nicht, sondern sind weiter mit unserem großen Schiff den Yangtze abwärts gefahren. Wir kamen noch durch die Wu-Schlucht und am Abend durch die Xiling Schlucht. Dort gab es ein recht eindrucksvolles Abendrot zu sehen – es könnte zugegeben noch roter sein, war aber so auch schon gut.

Angeboten war, dass man an dem Nachmittag auch auf das Oberdeck des Schiffes kann, da hat man eine bessere Aussicht, außerdem soll es Stühle geben (ich glaube, die Studentin hat mir auch was von Tischen übersetzt). Bevor man allerdings die Treppe bestieg, musste man 10 Yuan abgeben, bekam immerhin eine Karte, dass man da den ganzen Tag immer kostenlos hinauf kann. Wir haben das nicht gemacht, saßen lieber irgendwo unten. – Nach etwa 2 Stunden wurde die Treppe auch schon wieder geschlossen. Ein paar Leute, die gezahlt hatten,  haben recht verdutzt geschaut. – Spät in der Nacht konnte ich mich kostenlos hinaufschleichen. Die „Stühle“ waren nur vier sehr niedrige unbequeme Holzbänke, Tische gab es nicht. Das ganze wirkte mehr wie ein Abstell- und Gerümpel-Platz als sonst etwas. Dafür Geld zu nehmen ist schon dreist.

Noch ein Tempel wäre angeboten zu besichtigen, hätte auch noch extra Eintritt gekostet. Dazu hatte ich keine Lust. Es hat auch sonst kaum wer Lust gehabt, so ist es ausgefallen. Weiter war eine Besichtigung des Staudammes angeboten für 120 Yuan. Man konnte nicht nur darauf laufen, man könnte auch von innen sehen, wo das Wasser durchkommt, außerdem gab es einen Freizeitpark und eine Folklore-Vorstellung. Auch das konnte mich gegen 8 oder 9 Uhr in der Nacht nicht reizen.

Wir fuhren dann in die Schleuse des ersten Staudamms ein. Vor (neben) uns war schon ein Schiff drin, hinter uns kamen noch vier Schiffe. Ich war nicht nur beeindruckt, wie viele Schiffe in so eine Schleuse passen, sondern auch, wie präzise man die Schiffe bugsieren kann. Es hat aber auch bestimmt eine Stunde gedauert, bis alle drin waren. Dann hat das hintere Schleusentor geschlossen, Wasser wurde abgelassen, was recht schnell ging, wir sind 20 Meter gesunken und dann sind wir in das nächste Schleusenbecken gefahren. Ich glaube, viermal wurden wir abgesenkt, bis wir wieder gegen 1 Uhr in Freiheit waren. Ganz gespannt habe ich zum Damm geschaut, der war aber nicht recht zu sehen. Die Schleusenbahn ist natürlich in sicherem Abstand von der Staustufe bzw. mit einer großen Mauer abgeschirmt. Und danach hat der Fluß eine Biegung gemacht, so dass der Damm gleich aus der Sicht war.

Der „eigentliche“, größere Damm ist aber sowieso der bei Yichang. Da waren wir gegen drei oder vier Uhr in der Früh. Das haben wohl alle verschlafen. – Um sechs Uhr haben wir das Schiff in Yichang verlassen.

Mit dem Zug sind wir nördlich nach Xiangyang gefahren. Da haben wir Tickets für den schnellen Zug nach Chengdu gekauft. Die Fahrt dauert 14 Stunden. Bett oder Sitzplatz konnten wir nicht reservieren. Ich war ja noch zuversichtlich, dass das nur deshalb nicht geht, weil wir mitten auf der Strecke einsteigen. Im Zug muß man den Schaffner nach Sitzplatz oder Bett fragen. Die Studentin hat aber gewarnt, dieser Zug kommt von Südchina und bringt immer viele Wanderarbeiter weiter nach Norden, nach Chengdu. Der ist immer sehr voll.

Der ist erst später am Nachmittag losgefahren, so wollte ich da wenigstens mal was Gutes essen. Es war nicht so einfach etwas zu finden. Wir haben mehrere Leute gefragt, auch ein Taxi genommen und sind immer noch viel gelaufen. Die Stadt ist recht modern und geschäftig. Da hat man aus den Gaststätten lauter Läden gemacht. Wir haben dann ein Fastfood-Restaurant gefunden, das sehr fein, lokale Gerichte hat. Wir haben beide sehr viel ausgesucht, und es war auch wirklich gut. Wir sind noch ein bisschen durch die Stadt und dann zum Bahnhof. Der Zug hatte eine gute halbe Stunde Verspätung.

Der Zug war dann wirklich recht voll. An Sitzplatz war nicht zu denken. Man stand zwar nicht Ölsardinen-artig dicht, frei durchlaufen konnte man aber nicht. Bett gab es nicht. Sitzplatz auch nicht. Ich habe die Studentin gebeten, dass sie doch nach einem Erster Klasse Platz fragen soll. Auch das gab es nicht. Für 50 Yuan pro Person bekamen wir aber Plätze im Speisewagen. Wir bekamen auch Zettelchen, wo handschriftlich drauf stand, dass wir bis Chengdu gezahlt haben. Wer das Geld letztlich eingesteckt hat, weiß ich nicht. Ein Essen bekamen wir, das hat fürchterlich geschmeckt, auch einen Becher mit etwa fünf Teeblättchen mit Wasser aufgebrüht und später sogar jeder eine Tüte Dörrobst oder Erdnüsse. Es hieß, wir könnten um 9 Uhr ein Bett bekommen, dann um 2 Uhr, letztlich bekamen wir gar keines. Die ganze Zeit, es wurden 15 Stunden, mussten wir sitzen. Im Speisewagen sind normale Stühle, mit normalen Lehnen. Da hat man keine Chance den Kopf irgendwo anzulehnen. Ich saß zwar am Fenster, aber auch an der Wand konnte ich den Kopf nicht anlehnen. Ich habe ihn ja auch auf den Tisch gelegt, für meine Größe hat da aber nichts gepasst. Die Fahrt war schon eine Tortur. – Ich habe mir ziemlich bald gedacht, die 50 Yuan hätte ich besser jemandem mit einem normalen Sitzplatz in die Hand gedrückt, dafür dass er uns seinen Platz gibt und selber steht oder auf seinem Gepäck am Boden sitzt. So ein Wanderarbeiter hätte das bestimmt gemacht.

In Chengdu in meiner Wohnung habe ich geduscht, mich rasiert, gefrühstückt und die e-Mails gelesen und war gegen 10 Uhr im Labor. Die Studentin ist den ganzen Tag nicht aufgetaucht. Ich habe da schon einen gewaltigen Verschleiß.

Letztes Wochenende war ich in meiner Wohnung, habe gearbeitet. Auch kommendes Wochenende bleibe ich in Chengdu. Am Samstag bin ich wahrscheinlich im Labor. Am Sonntag werde ich mit einem Studenten, den ich einmal beim Deutschkurs kennen gelernt habe, und der so lästig ist, in die Stadt gehen. – Am folgenden Wochenende bin ich dagegen noch einmal unterwegs. Ein Kollege hat mich in seinen Heimatort eingeladen. Das soll richtig ländliches China sein und nur etwa zwei Busstunden von Chengdu entfernt. Darauf freue ich mich schon.

Diese Woche ist das „internationale“ kulinarische Festival in Chengdu. Es gab aber eigentlich nur chinesische Speisen, auch da nicht so alle Provinzen. Wenn dabei etwas international war, dann das Bayerische Gasthaus, das sowieso immer da steht. Wie wir vorbei kamen, saßen gerade die Wirte bei ihrer Mittagspause und haben mit Stäbchen gegessen. Brezeln gab es angeblich, ich habe auch so was ähnliches ausgestellt gesehen, was ich den Studenten aber nicht empfehlen wollte. Weißwürste gab es keine, aber Nürnberger Bratwürste. Da haben wir nichts gegessen. Mehr imponiert hat mir das chinesische Schwarzgeräucherte. Hasenköpfe gab es in großen Mengen. Insgesamt war das Essen da aber nicht so faszinierend, mehr schön zum ansehen.

Dieses Wochenende macht die Deutschrunde einen Grill-Ausflug in einen Park (vermutlich der am Südrand der Stadt mit Pagode; ich war da im Winter). Da bin ich auch eingeladen und würde auch gerne mitkommen, das schaffe ich aber nicht. Ich muß zusammen ein mit Kollegen paar Versuche machen, zum Abendessen bin ich dann zu einem anderen Kollegen eingeladen. In diesen letzten Wochen geht es nun recht hoch her.

Posted on: 27. October 2005Manfred Maitz