China 01.12. – 07.12.2006

Das warme Wetter von meiner Ankunft ist inzwischen vorbei. Es ist schon oft frisch, aber nicht so kalt wie letztes Frühjahr. Nur ein bisschen friert es mich manchmal an die Finger, wenn ich lange am Computer arbeite. Frau Schwarz hat mir fürs Bett zwei Wärmflaschen geliehen. Eine hatte sie selbst gebraucht, wie sie Rückenprobleme hatte, eine bekam sie von einem Austausch-Studenten bei dessen Abreise vermacht. Ich habe sie mir beide gefüllt und ins Bett gelegt, es war schon angenehm, am nächsten Tag habe ich aber gemerkt, dass die vom Studenten nicht dicht schließt. Am nächsten Tag habe ich die nicht mehr genommen. Einen Tag darauf habe ich spaßeshalber doch mal nach Heizdecken geschaut. Da gab es eine für ein großes Bett, zwei Stufen regelbar für ca. 8 Euros. Auch, wenn es dekadent ist, die habe ich gekauft und genieße sie.

Ginkgo-AlleeAuch, wenn das Wetter nicht mehr so warm ist, hatten wir am Dienstag noch mal einen wunderschönen Herbsttag. Die Bäume in der Ginkgo-Allee waren wunderschön golden. Palmen-WegAuch der Palmenweg am See vom Uni-Campus ist auch wieder schön.

Nun, etwas erkältet habe ich mich trotz allem. Sein ein paar Tagen kratzt es mich im Hals, nun läuft auch die Nase.

Am Samstag war ich etwas auf dem Kunst- und Antiquitätenmarkt in der Stadt, über den bummle ich ja immer wieder gern. Ich hatte da ja das Gockel-Bild gekauft und ging davon aus, dass es jetzt viele Schweinchen-Bilder gibt. Es hab aber kein einziges. Natürlich hat es mich auch wieder in das Möbelgeschäft gezogen, wo ich meine Stühle her habe. Ich habe es gar nicht gleich gefunden, es gibt viele ähnliche Geschäfte. Praktisch alle haben auch so ähnliche Stühle. Mir gefallen aber keine so gut wie die meinigen. Obwohl es schon auffallend das gleiche Modell ist, habe ich sie nun nur aus viel billigerem, hellerem und weicherem Holz gesehen. Erkannt hat mich niemand.

Viel Geld ausgegeben habe ich dann in einem Teegeschäft in der Nähe. Man hat mich einige Tee-Sorten probieren lassen, den Tee da wirklich zelebriert. In den Tee-Geschäften macht man das üblicherweise noch, während sonst der Tee ja recht kulturlos getrunken wird. Man hat mich immer wieder bewundert, was ich für ein guter Tee-Kenner bin. Da wollte man mir natürlich nur Honig um den Mund schmieren. Funktioniert hat es auf alle Fälle. Ich habe schon ein paar Sorten ihrer teuersten Tees gekauft, wie sie beim Stief auch in der Oberklasse rangieren. – Nicht vergessen darf ich, dass ich noch Chrysanthemenblüten-Tee, vielleicht auch mit chinesischer Medizin, kaufen will.

Ja, dann war ich am Samstag noch bei Puschka, Frau Schwarz. Mit einem kurzen besuch ist es bei ihr nicht getan. Mitternacht bin ich Chinese Opera Maskgegangen, da war ich müde (Jetlag habe ich übrigens schon noch, habe gestern tatsächlich meinen Wecker verschlafen und wurde auch ein paar Mal von ihm schon richtig geweckt). Für Sonntag hat sie mich dann zum Ochsenschwanz-Suppe Essen eingeladen. Erst wollte ich ja nicht so recht, weil ich am Sonntag Abend noch in die Oper wollte. Dann hat sich die Studentin, die mich begleiten wollte nicht gemeldet, ich dachte erst, dann kann ich nicht, dann aber „jetzt gerade mit Fleiß“. Nun, es gab die Ochsenschwanzsuppe eher. Ich ging vor der Oper noch mal ins Institut und da kam auch die Studentin.

Daß ich noch mal Chinesische Oper sehen will, hatte ich schon am Freitag angemeldet. Die Studentin hat auch angerufen und gefragt, wann, wo, was. Die Oper am Samstag Nachmittag im Teehaus gibt es nicht mehr, da kommen nicht genug Besucher (das war aber das letzte Mal nicht so). Es gibt aber jeden Abend von 20 bis 21:30 eine Sichuan-Oper der Drei Königreiche. Ich fürchtete schon, das gibt so eine Vorstellung für Touristen, wie ich es letztes Jahr in dem einen Tempel gesehen hatte und vorher schon mal. Man versicherte aber, das wäre ganz anders und viel besser. SchattenfigurenBei dem Preis von 120 Yuan hatte ich da aber schon etwas Zweifel, das Theater, das wirklich für Chinesen war hat vier Stunden gedauert und 15 Yuan gekostet. Es war letztlich auch wieder so eine zusammengesetzte Vorstellung aus ein paar Tanzstücken, etwas Akrobatik, Flammenspucker (dabei hat es stark nach Petroleum gerochen) und wechselnden Gesichtern. Zumindest das eine Theaterstück dabei hatte ich genau so (aber auf einer anderen Bühne) 2002 schon gesehen. Neu für mich und sehr schön waren Schattenspiele. Insgesamt war ich schon ein bisschen enttäuscht, sollte aber nicht zu ungerecht sein. Wie ich das das erste Mal gesehen habe, war ich ja auch begeistert und wäre von einer echten China-Oper überfordert.

Verschiedenste Sachen gegessen, von einfach bis relativ teuer habe ich auch schon wieder. Heute war ich mit ein paar Studenten gut Mittag essen, in dem einen Hunan-Restaurant, das sich im letzten Jahr zu meinem Lieblings-Restaurant entwickelt hat. Der Chef-Koch ist aber nicht mehr da, die Küche wird vom Hilfspersonal geführt. Das war auch immer noch sehr gut, aber sie machen z.B. nicht mehr das gute Eselsfleisch. Es gibt noch ein kaltes, rohes (gekochtes?) Eselsfleisch. Auch das war überraschend gut und zart (man dem störrischen Tier ja gar nie zutrauen, dass es so ein zartes Fleisch hat), kann mit dem anderen aber nicht mithalten. Die anderen Gerichte waren auch sehr gut, vielleicht nicht mehr so außergewöhnlich.

Am Abend hat mich dann mein Chef zum Fisch-Hotpot eingeladen. Er dachte, so etwas hätte ich noch nicht gegessen, da lag er aber natürlich falsch, ich habe es im letzten Jahr ein paar mal gegessen, wenn auch in einem anderen Restaurant. In einer scharfen Suppe mir sehr viel Öl werden vorgegarte Fischstücke serviert, jeder fischt sich aus dem Topf heraus, was er mag. Man taucht es noch in ein eigenes Schälchen mit gewürzter Suppe ein, dann isst man. Wenn es nicht reicht, gibt es kostenlos nach. Am Schluß kann man noch sie viel Tofu, Gemüse, Sojasprossen, gestocktes Entenblut usw. in die Suppe werfen und essen, wie man will. Jede Person zahlt 10 Yuan, gut 1 Euro. Es hat mir sehr gut geschmeckt, es war auch auf der Liste, was ich wieder essen wollte.

Aber der scharf gewürzte Hotpot (oder das Glutamat in der Extrasuppe?) hat es in sich… Es hat mich schon im Bauch gezwickt, und ich habe mir überlegt, ob ich gleich nach Hause gehen soll. Ich habe mich aber entschlossen, doch erst ins Institut zu gehen, wo ich mein Laptop habe. Da habe ich mir gedacht, jetzt komme ich nicht mehr heim. Nach dem Motto „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Gebüsch“, bin ich auf das Instituts-Klo gegangen, was ja nur die Mulde im Boden ist. Klopapier hatte ich mir schon gleich am ersten Tag im Büro deponiert, das gibt’s nämlich auf chinesischen Toiletten nicht. – Im Hauptgebäude waren die Klos ja bisher immer besonders abstoßend. Nun war ich aber mal überrascht: das eine im Erdgeschoß, wo unser altes Labor ist, ist geschlossen. Ich ging ein Stockwerk höher, und das war die Toilette, wie man es in einem feinen Hotel erwarten kann (hinsetzen kann man sich aber auch da nicht.) Man riecht noch nicht mal was. Die Toiletten in unserem Neubau sind dagegen eher altes deutsches Bahnhofs-Niveau, und man muss nur der Nase nachgehen um sie zu finden.

Mit der Sauberkeit hat sich sonst aber manches gebessert im letzten Jahr. Nicht nur, dass meine Wohnung offensichtlich geputzt war, auch das Büro ist sauber. Heute kam die Putzfrau, hat Schreibtisch und Kästen abgewischt. Da aber nicht nur um alles rumgewischt, sondern Telephon und andere Dinge hochgehoben um die ganze Fläche putzen zu können, den Telephonhörer noch extra abgewischt. Sie hat sogar über Oberkanten von Steckdosen und Lichtschaltern gewischt. Da war ich beeindruckt. Das Wasser hat sie zwar nicht bei jedem Raum gewechselt, aber doch mehrmals. – Im letzten Jahr hatte ich ja meinen Schreibtisch und ein paar Stellen, die ich mitbenutze etwa jede Woche abgewischt, weil sonst meine Ärmel zu schnell schwarz wurden und nach Chinesen-Art Ärmelschützer tragen, wollte ich nicht.

Bei den Banken hat sich auch einiges geändert. Ich kann nun nicht mehr nur bei der Bank of China Geld von meinem Postsparbuch abheben, sondern auch bei Geldautomaten vieler anderer Banken. Wo ich mal nachfragen muss: auch meine Industrial and Commercial Bank of China bietet nun eine Visa Kreditkarte an. Damit ist ja praktisch freier internationaler Handel möglich. Ich habe aber noch nicht gesehen, wo sie akzeptiert wird (außer an internationalen Hotels); ich hatte mich ja früher öfter über die Great-Wall Kreditkarte amüsiert, die es nicht wirklich zur internationalen Verbreitung geschafft hat. Wie ich im Internet gelesen habe, kann man nun auch mit der chinesischen Konto-Karte praktisch weltweit an Geldautomaten Geld abheben.

Ach ja, zur Deutschrunde wollte ich diese Woche auch. Da hat mir Frau Schwarz aber anscheinend falsche Angaben gegeben. Wie ich sie gesucht habe, gab es in dem Gebäude auf dem Stockwerk jedenfalls keine Deutsch-Studenten.

Posted on: 7. December 2006Manfred Maitz