China 05.10. – 18.10.2007

Die letzte Woche in Chengdu war noch einmal arbeitsam. Von Freitag bis Sonntag war die Konferenz, 1st International Symposium on Surface and Interface of Biomaterials SIB2007. An den ersten Tagen gab es Plenarvorträge. Überwiegend waren es asiatische Referenten, ein paar waren auch international. Die Asiaten haben überwiegend keine guten Vorträge gehalten und haben sich auch nicht an die Zeit gehalten. Nachdem sie ja doch Institutsleiter sind und auch international auftreten, hätte man da schon mehr erwarten können. Ein paar davon habe ich auch ausfallen lassen und war stattdessen im Büro und habe meine e-Mails gelesen. Am Samstag Nachmittag war dann die Poster-Sitzung. Ein Poster hatte ich ja auch aufgehängt, konnte aber nicht daneben stehen und Fragen beantworten. Ich war in der Poster-Jury für den Studentenpreis. Das war recht stressige Arbeit: Ich bekam eine große Liste mit Poster-Nummern, wo ich die Poster nach wissenschaftlichem Inhalt, Präsentation und den Antworten der Studenten beurteilen musste. Es war richtig Arbeit, die Poster alle zu finden, durchzulesen und dann ein paar Minuten lang die Studenten zu interviewen. – Am Abend war ich noch im Planungskomitee für die Zielsetzung der zukünftigen Konferenzen. Da wurde einiges an Strategie und Politik diskutiert, was ich so noch nicht gekannt habe. Einige Teilnehmer haben mit so etwas schon viel Erfahrung.

Am Sonntag hielten vor allem Studenten ihre Vorträge und es gab kleinere Vorträge von anderen Wissenschaftlern. Auch da war ich in der Jury für besten Studenten-Vorträge. Bei einer Sitzung hatte ich Vorsitz, musste auch darin einen Vortrag beurteilen. In der Parallel-Sitzung dazu musste ich einen eigenen Vortrag halten. Wir konnten meinen Vortrag an das Ende der Sitzung verschieben, so konnte ich leicht die Moderation meiner Sitzung dem Co-Vorsitzenden überlassen und zu meinem Vortrag gehen. Das war der allerletzte wissenschaftliche Vortrag der Tagung. Es waren praktisch nur chinesische Studenten im Saal. Ich glaube, von der einzigen Nicht-Chinesin im Saal gab es eine Anstands-Frage. – Danach war Banquet, feines chinesisches Essen und Sichuan Oper mit den wechselnden Gesichtern. Eigentlich ja sehr gut und fein, doch habe ich das halt alles nicht zum ersten Mal mitgemacht und so groß ist die Abwechslung dann auch nicht.

Am Montag war ein Büro-Tag mit etwas Vorbereitung für die Versuche. Von Dienstag bis Donnerstag liefen dann meine Bio-Versuche und ich war im Labor. Es lief recht schön. Die Ergebnisse passen nicht ganz gut zusammen, aber doch ganz brauchbar. Ich denke schon, dass man eine kleine Publikation daraus machen kann. Ein paar Werte fehlen noch, die das bild abrunden.

Am Mittwoch Nachmittag mussten Ian und ich unsere Seminare auf den neuen Campus halten. Die Vorlesung musste für uns in einen größeren Saal verlegt werden, und wie wir in den Hörsaal kamen gab es einen tosenden Applaus. Das machen nur die Asiaten, in Deutschland wird man so etwas nie erleben. Wir wurden auch noch mit einem großen roten Spruchband an der Wand begrüßt. Zuerst hielt Ian seinen Vortrag, sehr schön und anschaulich eine Einführung in Plasma-Physik. Danach war ich dran. Es gab unheimliches Gemurmel im Hintergrund bei meinem Vortrag. Auch mit einer Zwischenfrage konnte ich das nicht stoppen. Ich dachte, bald werde ich ausgepfiffen, so unmöglich ist mein Vortrag. Huang Nan hat dann gedolmetscht, da war es etwas ruhiger. Und danach die große Überraschung. Es gab unheimlich viele interessierte Fragen. Der Vortrag war so ein voller Erfolg. – Danach war Abendessen mit den letzten Europäern, die noch von der Konferenz da waren. Durch das Übersetzen bei meinem Vortrag und die vielen Fragen kamen wir über eine halbe Stunde zu spät.

Schön ist es bei diesen Konferenzen in Asien ja immer, dass man Kontakt mit den internationalen Autoritäten bekommt, die sonst immer von anderen absorbiert sind. Einen Mann aus London, den ich von MatMed her gekannt habe – und das auch nur per e-mail – habe ich nun persönlich kennen gelernt. Das war ein sehr angenehmer Mann; mal sehen, ob mir der Kontakt auch noch etwas nützen kann.

Ian ist am Freitag Vormittag abgereist. Ich bekam am Freitag mein Gehalt. Es war dieses Mal nicht hoch. Das Ticket ist voll erstattet; vom Gehalt wurden aber die Hotel-Kosten abgezogen, vielleicht auch die Tagungsgebühr. Eine genaue Rechnung bekam ich nicht, Huang Nan hat mich aber noch nie ausgenutzt. Ich habe am Freitag dann gleich noch das Geld und einen großen Teil von meinem Girokonto in Euro umgetauscht. Das hat sich noch nicht vereinfacht: Ich brauche von der Uni eine Genehmigung, dass ich tauschen darf. Dieses Mal kam ich aber an eine besonders nette Mitarbeiterin, die mir einige Laufarbeiten in der Uni abnahm. Wie immer gibt es die ausländischen Währungen nur auf einer Bank im Zentrum der Stadt. Überrascht war ich aber, dass ich praktisch den amtlichen Wechselkurs erhielt. Ich dachte ja, bei diesem Tauschen verliert man leicht 5% und mehr, das war aber gar nicht. Ich werde in Zukunft mein Konto gründlicher räumen. – Im letzten Jahr hatte ich ja mein ganzes Geld auf dem Konto gelassen, weil es ja immer hieß, der Yuan würde steigen. Das galt aber nur gegen den US-Dollar. Gegen den Euro habe ich 5.5% verloren. Wie ich in alte Briefe von 2002 geschaut habe, habe ich gesehen, dass ich damals mit 8 Yuan als 1 Euro gerechnet habe; nun sind es 10.5 Yuan. Im Land haben sie auch eine üppige Inflation, was Lebensmittel betrifft. Das habe ich aber nicht wirklich gespürt.

Am Samstag war ich mit Frau Schwarz, Puschka, etwas in der Stadt. Sie hat mir einen anderen Kunstmarkt gezeigt, wo ich Souvenirs kaufen könnte. Anscheinend wird bei den Geschäften dort mehr auf Qualität geachtet, allerdings war auch nicht viel da. Ein Laden hatte sehr schöne Gemälde, Landschaftsbilder in schwarz-weiß. Da hätte ich vielleicht etwas gekauft, es war aber niemand da. Ich habe bei Frau Schwarz noch zu Mittag gegessen, ging noch mal ins Büro und habe meine Mails gelesen und v.a. eine wichtige abgeschickt. Dann ging es zum Flughafen.

Der Rückflug ging glatt. Angenehm war es, dass ich auf der Strecke von Peking bis Dubai ein Upgrade in die Business-Class bekam. Da kann man den Sitz wirklich zum Liegen umklappen, so konnte ich wirklich schlafen. Das Essen ist bei Emirates generell gut, doch anscheinend auf der Strecke zwischen Dubai und Peking nicht so herausragend, egal ob in Economy oder Business Class. In Dubai hatte ich etwa drei Stunden Aufenthalt. Der Duty-free Bereich ist sehr schön; da drei Stunden zuzubringen ist aber schon auch lang.

Am Montag war ich gleich wieder im Institut. Claudia hatte frei, die TA ist auf Kur. So habe ich nur Schreibtisch/ Literatur-Arbeit gemacht und bin am Abend nicht so lang geblieben. Die Kollegen haben aber schon gefragt, wie es in China so lief. – Am Abend bin ich schon noch bald müde; zeitiger aus dem Bett komme ich aber trotzdem nicht.

Posted on: 18. October 2007Manfred Maitz