China 28.11. – 05.12.2008
Ich war wieder mal schwer erkältet, was meinen Unternehmungsgeist schon auch eingeschränkt hat. Die Nacht zum Samstag hatte ich schon sehr schlecht geschlafen. Wie ich am Samstag aufgewacht bin, hatte ich Kopfschmerzen, Husten, Frösteln und war richtig elend. Für den Nachmittag war eine Fahrt ins Gebirge geplant. Ich bin also am Vormittag gleich losspaziert und habe mir noch mal eine dicke warme Unterwäsche gekauft. Außerdem habe ich mein Glück in einer Apotheke versucht. Ich konnte auf Chinesisch sagen, dass ich Kopfschmerzen habe. Ein bisschen Fieber und Halsschmerzen konnte ich dann auch noch klar machen. Ich bekam zweierlei Medikamente, sollte jeweils dreimal zwei nehmen. Beim einem stand auf dem Beipackzettel, dass es Amoxicillin, ein Antibiotikum ist. Da habe ich ja erst noch gezögert mit der Einnahme. Das andere war ganz Chinesisch. Im Internet habe ich aber gefunden, dass es Paracetamol und Chlorphenamin enthält, dann noch einige traditionelle chinesische Medizin. Mit den beiden westlichen Wirkstoffen war ich sehr einverstanden.
Verreist sind wir am Samstag trotzdem. Die Frau von Huang Nan ist gefahren; Huang Nan selbst konnte leider nicht mit, ein älterer Kollege mit seiner Frau waren dabei. Wir sind insgesamt gut 105 km südwestlich von Chengdu gefahren. Durch die historische Stadt Pingle durch – ich hatte ja gehofft, wir würden es mal anschauen. War aber nicht. Wir sind abgebogen zu einem Bambuswald. Es war aber nicht der, den ich schon 2005 besucht hatte. Er war sehr schön, auch das Wetter war freundlicher als 2005. Die Straßen waren allerdings sehr schmal. Bei Gegenverkehr gab es Schwierigkeiten. Wie uns ein Bus entgegenkam ging eine Viertelstunde gar nichts. Der Busfahrer musste dann unser Auto und den Bus rangieren. Für Huang Nans Frau war das zu eng. – Die Stadt Pingle, durch die wir gekommen waren soll ein Ursprung des Papiermachens, aus Bambus, sein. Es war im Bambuswald war nämlich eine Statue und ein Text, auf dem so etwas stand.
Wir haben uns aber nicht sehr lange aufgehalten sondern sind weiter gefahren Richtung Südosten nach zum Tiantai Shan. Recht spät am Abend kamen wir an einem kleinen Hotel an. Wir haben hier übernachtet. Die Zimmer waren ordentlich sauber, aber lausig kalt und nicht beheizbar. Zum Glück gab es Heizdecken. Die haben nicht so gut geheizt wie die meinige. Nach einer halben Stunde auf höchster Stufe hat man die Wirkung aber schon gemerkt. Eigentlich hat jedes Zimmer auch einen Wasserboiler. Der war aber vom Volumen her über- und in der Leistung unterdimensioniert. An dem Abend gab es kein warmes Wasser mehr. Zu Abend gegessen haben wir da erst auch noch. So auf dem Land ist das Essen nie besonders gut, es war aber ganz ordentlich. Danach bin ich gleich ins Bett, obwohl es noch recht früh war. Mit meiner warmen Unterwäsche, Buff-Schlauch über den Ohren und Heizdecke auf der niedrigen Stufe war es eigentlich die ganze Nacht recht gemütlich. Am nächsten Tag war draußen überall gewaltiger Rauhreif. Wir waren immerhin auch auf gut 1000 Meter Höhe. Zum Frühstück gab es eine Nudelsuppe, dann sind wir da vor Ort eine Stunde am Fluß spazieren gegangen. So sehr ausdauernd sind die Chinesen zum Glück meist nicht; mit meiner Erkältung wäre ich keinen Berg hinauf gekommen. So war es landschaftlich sehr schön. Beeindruckt haben uns ja immer wieder die Hibiskus-Blüten, die es trotz Frost noch gab.
Wir sind dann wieder ein Stückchen weiter gefahren. Da gab es dann einen Freizeit Erlebnis-Park. Viel Wasser, ganz klar und überwiegend nicht sehr tief. Im Sommer ist da alles zum Planschen, Wasserrutschen usw. Nun war es natürlich zu kalt und wir haben sehr aufgepasst, dass wir nicht naß wurden. – Die Wege sind in China ja überwiegend mit Steinplatten belegt, wenn es nicht sowieso Felsen ist, in den dann Querrillen geschlagen sind um mehr Halt zu geben. Eifrig gekehrt und sauber gehalten werden die Wege auch immer. Trotzdem sind sie wenn Wasser drüber läuft halt doch leicht glitschig. Es hat aber keinen von uns hingesetzt.
Einen Tempel gab es auch. Wir haben ihn kaum angeschaut. Die Wächterlöwen haben mir aber sehr gut gefallen.
Interessante Konglomeratstein-Fels-Formationen gab es da auch. Vor 10 Millionen Jahren war in West-Sichuan noch ein See, westlich davon hat sich langsam das Gebirge erhoben. Das Wasser da hat die interessanten Erosionen gemacht.
Zum Mittagessen waren wir noch mal in unserem Hotel, es lag auf dem Weg und sind dann Richtung Heimat gefahren. Einen Stopp haben wir noch eingelegt und einen ausgedehnteren Spaziergang gemacht. Man konnten durch einen gespaltenen Felsen hindurchgehen, was ich sehr eindrucksvoll fand, und der Weg danach war auch sehr schön. Obwohl der Weg durch den Felsen ja wirklich sehr gangbar gemacht war, hatten die Chinesen davor irgendwie Angst. Es hat sich niemand gehen getraut. Ich musste, nachdem ich durch war auch wieder umdrehen.
Zwei schöne Wasserfälle haben wir noch angeschaut, dann gab es noch einen Straßenmarkt, den die Chinesen genutzt haben, um billig Dörrpilze und verschiedene Kräuter zu kaufen. Ich habe da nichts gebraucht. Dann ging es nach Hause, es war auch recht spät. Insgesamt war es ein schöner Ausflug. Mit weniger Erkältung hätte ich ihn noch mehr genießen können.
An meinem letzten Wochenende, 12. – 15.12. werde ich die kleine Chinesin besuchen, die mich mal in die Gegend bei ihren Eltern in Nordchina eingeladen hatte. Sie ist jetzt in Nanchang, etwa 2/3 auf dem Weg zur Ostküste. Ich hatte ja gedacht, ich zahle meinen Flug, und wir können ein gemütliches Wochenende zusammen haben. Sie ist aber ganz geschäftstüchtig. Ich bin nun vom Institut eingeladen, das Institut zahlt den Flug, ich bekomme noch eine Führung durch das Institut für traditionelle chinesische Medizin (was mich ja schon interessiert), soll mit Leuten reden und wohl auch einen Vortrag halten. Aber keinen wissenschaftlichen Vortrag über etwas, wo ich mich auskenne sondern über Wissenschafts- und Forschungs-Struktur und Kultur in Deutschland und anderswo. Insgesamt ist nicht viel Zeit im Institut geplant; wieweit ich da wirklich zu dem Referat kommen werde ist mir nicht ganz klar. Zumindest ein bisschen etwas als Diskussionsgrundlage muß ich vorbereiten.
Gestern Abend war ich zusammen mit Frau Schwarz bei Jürgen, dem anderen deutschen Rentner in Chengdu, eingeladen. Er war ja im Sommer, ich glaube zwei Nächte lang, bei mir. Nun wollte er mich mal zu sich einladen. Wir waren zuerst auswärts essen. Das hat sogar Frau Schwarz geschmeckt, obwohl es chinesisch war. Wir sind dann in seine Wohnung gegangen. Er hat zusammen mit seiner Freundin (inzwischen soll er Frau sagen, obwohl sich glaube ich formal nichts geändert hat) eine Neubauwohnung, inzwischen auch mindestens 10 Jahre alt. Recht schön geschnitten, sparsam aber ansprechend dekoriert. Er sagte, nachdem die Einladung an uns so kurzfristig ging, hatte er gestern Vormittag viel zum Aufräumen und Putzen. Da sind sie nämlich normal nicht so gründlich. Wir haben Rotwein getrunken und uns ganz nett unterhalten. Am meisten hat natürlich Frau Schwarz geredet. Die Zeit ist uns auf alle Fälle schnell vergangen.
Nächste Woche auf der Studenten-Feier soll ich auch etwas vorstellen, habe ich mir auch noch nicht überlegt, was. Ich habe ja gehofft, mit meiner Erkältung und dem Husten komme ich da drum herum. Nun wird sich die Erkältung aber genau bis dahin verflüchtigt haben.